Nicht so stark wie bisherige Werke

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An einem hellen Frühlingsmorgen, dessen blasses Sonnenlicht weit mehr Wärme versprach, als der Tag dann zu liefern vermochte, überquerte Diana Cowper kurz nach elf Uhr die Fulham Road und betrat ein Beerdigungsinstitut.

Dies sind die einleitenden Worte zu Ein perfider Plan von Anthony Horowitz' neuem Kriminalroman. Im Gegensatz zu seinen früheren Geschichten ist dies keine Nachahmung von Sherlock Holmes, also war es interessant, etwas mit einer persönlicheren Stimme zu lesen.
Die Hauptfigur in diesem Buch ist der Autor selbst, der von einem ehemaligen Detective und heute Berater der Polizei gebeten, vielmehr genötigt, wird, ein Buch über seinen aktuellen Mordfall zu schreiben, von seiner Lösung er überzeugt ist. Das Konzept gefiel mir und war interessant. Einige Anekdoten bringen zum Schmunzeln, wenn man die anderen Werke von Horowitz kennt. Dabei nimmt er sich selber ziemlich aufs Korn, was ihn sympathisch erscheinen lässt. Was anfangs noch amüsierte, nahm aber leider im weiteren Verlauf der Geschichte zu viel Platz ein. Treffen mit Steven Spielberg und Peter Jackson, Agenten, die seine bisherigen bekannten und gelungenen Werke mehrfach herausstellten, Verweise auf Autorenkonferenzen usw. mündeten fast schon in Selbstbeweihräucherung. Das nervte ebenso wie der wirklich unnahbare und überhebliche Ermittler Hawthorne. Ich fand ihn nicht sehr interessant oder originell gezeichnet. Nahezu jede andere Figur in der Geschichte hatte mehr Tiefgang.

Das mörderische Geheimnis der Geschichte ist spannend. Es gibt viele Irreführungen, die den Leser im Unklaren lassen und zum Miträtseln einladen. Als Puzzle ist es lösbar, denn fast alle Hinweise wurden den Lesern offengelegt. Obwohl ich den Täter nicht richtig erraten hatte, wurden mir die Werkzeuge zur Lösung in die Hand gegeben, sodass ich nicht völlig perplex vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Die Motivationen des Täters waren glaubwürdig, dessen Enthüllung aber schwach war. Ab der entscheidenden Konfrontation ist nur zu deutlich, wie sich das Ende des Buches ohne weitere Überraschungen entwickeln wird. Der Täter wird dem unfähig gewordenen Erzähler alles, was passiert ist, detailliert erklären. Implikationen, dass der Erzähler sterben könnte, bewahrheiten sich natürlich nicht, denn der Partner erscheint in der letzten Sekunde zur Rettung. Im Gegensatz zu seinen bisherigen meiner Meinung nach brillanten Geschichten in Manier von Doyle war ich doch etwas enttäuscht.
Es ist kein gutes Zeichen, wenn ich froh bin, dem Ende eines Buchs nahe zu kommen. Leider traf dies hier zu. Nur meine Neugierde, wer der Mörder war, trieb mich voran.

Insgesamt nicht so stark wie die bisherigen Werke. Ich vergebe 3 Sterne mit einer Tendenz zu 2 1/2. Die Hawthorne-Reihe werde ich eher nicht weiterverfolgen. Vielmehr hoffe ich auf einen neuen Sherlock-Fall.