Spannender Krimi mit außergewöhnlicher Erzählweise

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marialein Avatar

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Diana Cowper, sechzigjährige wohlhabende Witwe, betritt ein Bestattungsinstitut, um ihr eigenes Begräbnis bis ins letzte Detail zu planen. Wenige Stunden später stirbt sie tatsächlich – erdrosselt von einer Vorhangkordel. Daniel Hawthorne, ehemaliger Detective, der aus der Polizei entlassen wurde, wird als privater Ermittler hinzugezogen und stößt bald auf einen Unfall fast zehn Jahre zuvor, bei dem ein kleiner Junge getötet und ein anderer schwer verletzt wurde. Am Steuer saß Diana Cowper. Wollte sich jemand für das Leid und die empfundene Ungerechtigkeit, dass sie damals freigesprochen wurde, rächen?

Hawthorne lässt sich bei seiner Recherche keine Details entgehen und erkennt Zusammenhänge, die den meisten verborgen bleiben würden. Mehr schlecht als recht unterstützt wird er dabei von dem berühmten Schriftsteller Anthony Horowitz.

Zuerst einmal ist „ein perfider Plan“ eine spannende Geschichte mit falschen Fährten und überraschenden Wendungen, wie es sich für einen guten Krimi gehört. Zum anderen ist Horowitz hier aber auch in der Erzählung ein besonderer Geniestreich gelungen. Und zwar wird das Geschehen nicht aus Sicht eines fiktiven Erzählers beschrieben, sondern vom Autor selbst, der sozusagen seine ersten Schritte auf dem Gebiet des True Crime macht. Dadurch wird es zum einen sehr überzeugend, weil tatsächlich alle Ereignisse genauso auch hätten eintreten können – und vielleicht haben einige Vorfälle wie der Beitrag der unbekannten Frau beim Literaturfestival in Hay-on-Wye oder das Zusammentreffen mit Stephen Spielberg und Peter Jackson sogar tatsächlich in ähnlicher Form gegeben. Zum anderen nutzt Horowitz hier die Möglichkeit, mehr über sein eigenes Leben und insbesondere als Schriftsteller und Drehbuchautor zu erzählen, was fast so spannend ist wie die Aufklärung des Mordfalls selbst. Man erfährt viel über den Autor persönlich, aber auch über ganz allgemeine Dinge, die einen Autor beim Schreiben beschäftigen.

Obwohl er dabei teilweise sehr ausführlich aus dem Nähkästchen plaudert, wird er aber nie so aufdringlich, dass man sich wünschen würde, es würde endlich wieder um die eigentliche Geschichte gehen. Im Gegenteil, er spielt mit der ungewöhnlichen Situation, dass der ganze Entstehungsprozess des Buchs in das fertige Buch aufgenommen wird, was mich stellenweise zum Schmunzeln gebracht hat. Die Gespräche zwischen Horowitz und Hawthorne über das Buch sind einfach zu komisch. Lustig fand ich auch die absurde Situation, wie der berühmte Bestsellerautor von den Zeugen überhaupt nicht ernst genommen wird. Und obwohl der Erzähler-Horowitz alle möglichen Bedenken äußert, wie das Buch am Ende wirken würde, kann ich als Endleser bestätigen, dass es so genau richtig ist. Es ist eben einfach eine andere Leseerfahrung.

Bei all dem Lob über die Erzählweise soll aber die Handlung nicht untergehen. Denn die Geschichte ist sehr gut konstruiert und unheimlich spannend. Der Leser wird auf falsche Fährten geführt und lässt sich selbst ganz am Schluss, als alles weitestgehend aufgeklärt scheint, immer noch von der einen oder anderen neuen Erkenntnis überraschen.

Insgesamt ist „ein perfider Plan“ ein sehr gelungener Kriminalroman mit spannender Story und einer außergewöhnlichen Erzählweise. Ich freue mich auf weitere Abenteuer von Hawthorne, aber auch auf andere Werke von Anthony Horowitz.