Starkes Duo - wie einst Holmes & Watson

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Schon nach den ersten 8 Seiten – der Vorgeschichte zu einem ungewöhnlichen Mordfall - stand für mich fest: ein solcher Anfang ist wie geschaffen für einen unterhaltsamen Roman.

Zunächst war da nur diese Ahnung, und die Neugier, um welchen Plan es sich in diesem Kriminalfall wohl handelt. Im Verlauf der insgesamt rund 360 Seiten des Buches gibt es eine Reihe von möglichen Tätern und Spannung bis zum Schluss.

Die Suche nach den Hintergründen und den Tatmotiven blieb über weite Strecken bestimmend für den Verlauf der Handlung. Was hatte der anfängliche Auftritt einer älteren Dame in einem Bestattungsinstitut mit dem Auftrag ihrer eigenen Bestattung auf sich? War es ein Zufall, dass sie Stunden später Opfer einer Gewalttat wurde? Ein dunkles Geheimnis wird gelüftet.

Gleich am Anfang der Ermittlung hat der Leser einen abrupten Wechsel in der Perspektive zu verkraften. Fiktion und Wirklichkeit treffen aufeinander. Der Autor persönlich kommt ins Spiel. Er heißt in der Story wie der Autor des vor mir liegenden Buchs: Anthony Horowitz. Diesen Autor kannte ich noch nicht. Doch mit diesem Roman wird er an Popularität gewinnen. Und noch etwas ist ganz auffällig: die Ausgangslage, dass ein Privatdetektiv einen Autor sucht, der ein Buch über ihn schreiben soll, während er den Mord an Diana Cowper für die Polizei aufklärt.

Es gibt somit zwei ungleiche Hauptfiguren: dem eigenwilligen und zweifelnden Autor Horowitz steht der freiberufliche Detektiv Daniel Hawthorne zur Seite, ein undurchsichtiger, überdurchschnittlich intelligenter, aber komplizierter Typ. Gerade daraus entwickelt sich eine anregende Konstellation mit teils amüsanten Dialogen und überraschenden Wendungen.
Während Hawthorne ermittelt, sammelt der Autor Eindrücke, Aussagen und Stimmungen, fotografiert und nimmt O-Töne auf. Währenddessen stehen häufig unterschiedliche Ansichten im Hinblick auf die Darstellung der späteren Geschichte im Raum. Der Leser ist somit live bei der Recherche dabei und bekommt gleichzeitig den fertigen Roman geliefert. Auch nicht schlecht.

Der Autor erzählt seine Geschichte aus der Ich-Perspektive. Das wirkt glaubhaft und zeigt dem Leser, wer die Fäden in der Hand hat. Auch die nach und nach eingeführten Figuren sind stark dargestellt und ergeben für den Leser jeweils ein stimmiges Bild. Die Atmosphäre wechselt. Es gibt laufend neue Anhaltspunkte, überraschende Dinge, offene Fragen, Verdachtsmomente, mögliche Täter und weitere Todesfälle. Das alles liest sich insgesamt sehr gut, ist flüssig geschrieben, die Dialoge sind ansprechend, die Schauplätze gut gewählt. Und die Figur des Detektivs Hawthorne prägt sich besonders stark ein. Er tritt überzeugend auf und gibt dem Leser Vertrauen, weil er alles im Griff zu haben scheint.

Spannungsbögen gibt es einige, doch besonders nachhaltig ist mir die Szene mit der Entlarvung des Täters kurz vor Ende des Buches in Erinnerung geblieben. Insgesamt bietet der Roman „Ein perfider Plan“ als Auftakt zur Krimireihe „Hawthorne ermittelt“ beste Aussichten auf weitere ungewöhnliche Fälle und ebenso geniale Lösungen durch Hawthorne und Horowitz.