Pakt mit dem Teufel ?

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Zunächst mal möchte ich das wunderbare Cover loben: in einem Bild, metallic grün, gespenstische Nacht, wirkt alles bedrohlich.. ohne ein Wort gelesen zu haben, kommt schon die Vorstellung, um was es geht.
Dies ist der zweite Teil einer Serie um den Kriminalkommissar Philipp Gerber, der sich in seinem ersten Fall das Vertrauen von Kanzler Adenauer gesichert hat. Und diesmal geht es um eines der immer noch ungeklärten Fälle der jungen Bundesrepublik: kaum ist ein Geheimdienst im neuen Westen installiert, verschwindet dessen Präsident, Otto John. Gesichtet wird er kurz darauf in Ost-Berlin, der neuen DDR. Wurde er entführt oder hat er freiwillig die Seiten gewechselt ? Gerber ( oder wie Adenauer immer sagt: "Jerber"), muss zu seinem Entsetzen feststellen, dass auch seine Geliebte Eva in den Osten gefahren ist und dort mit John gesehen wurde. Ist sie dort als Reporterin oder hat sie ihn ein Jahr lang über sich getäuscht...?
Was mir an diesem Roman vor allem gefallen hat, waren die gut recherchierten Hintergründe im Fall John. Ich habe mich - am Ende findet sich auch eine Zeittafel - nach den ersten Kapiteln bei wikipedia schlau gemacht, da mir der Einstieg etwas schwer fiel. Wäre gut gewesen, wenn ich das erste Buch gekannt hätte und mit dem Personal schon vertraut gewesen wäre. Im weiteren Verlauf steigt man aber tief in die Geschichte ein, die Anfänge nach der Gründung der Bundesrepublik, die Spionage im Kalten Krieg, der Aufbau der Ruinen - alles sehr plastisch geschildert. Wunderbar auch Adenauers Antwort , als Gerber damit hadert, dass viele ehemalige Nazis Verwaltungsstellen einnehmen: " Jetzt stellen Se sich mal vor, Se dringend auf Wasser anjewiesen, haben aber kein frisches. Würden Se dann das schmutzje, was Se haben, wegschütten ?" eine wahrlich pragmatische Einstellung...
Einen Punkt Abzug gibt es , weil mich die Art der Erzählung nicht so begeistert hat, relativ einfache Sprache, die Geschichte braucht auch länger, bis sie Fahrt aufnimmt. Wegen des geschichtlichen Hintergrunds aber doch für Leser von Spionageromanen sehr empfehlenswert.