Politisch düster

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diebuecherweltenbummlerin Avatar

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Achtung! Sie verlassen die Zone Ihrer geglaubten Sicherheit!

Als Otto John verschwindet, glauben alle noch an Entführung. Doch dann tauchen Fotos von ihm aus Ost-Berlin auf und werfen Fragen auf. Ist der Verfassungsschutz-Präsident etwa zu den Kommunisten übergelaufen? Und wo steckt die Journalistin Eva Herden, auf deren Chef ein Anschlag verübt wurde? Kriminalhauptkommissar Philipp Gerber ermittelt.

Der zweite Band Ralf Langroths um den ehemaligen US-Geheimdienstler ist nicht nur hochgradig politisch, sondern extrem rasant. Gleich zu Beginn wird der Leser hineingezogen in einen Machtkampf der Behörden um die Vorherrschaft von Ermittlungen. Parallel dazu überschlagen sich die Ereignisse. Hier wird ein Chefredakteur überfallen, dort der Besitzer einer Bar erschossen. Und immer geht es dabei um die historische Figur des Otto John, der am 20. Juli 1954 auf unerklärliche Weise verschwunden ist.

Die Geschichte wirft dabei ein weiteres Licht auf die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigt, dass die Epoche des sog. deutschen Wirtschaftswunders alles andere als friedlich war. Die Feindseligkeiten zwischen Ost und West, die teilweise Ablehnung der Demokratie sowie die Schatten der Nazi-Vergangenheit zerrten unablässig an dem wackligen Fundament des scheinbaren Friedens. Langroth gelingt es, diese Atmosphäre zu spiegeln, indem er um das Verschwinden Johns einen packenden Politthriller geschrieben hat, der darauf verzichtet, in nostalgische Schwärmerei zu geraten.
Dabei treten so viele Personen und Organisationen auf, dass der Leser ansatzweise einen Eindruck davon bekommt, welch schwierige Phase der Neuorientierung und Stabilisierung das Land nach 1945 durchlaufen hat.

Authentisch!