Verbürgte Geschichte plus phantasiebegabte Kriminalstory

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juma Avatar

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Ich war wirklich sehr gespannt, wie der Autor das bis heute nicht vollkommen gelöste Rätsel um die "Entführung" von Otto John mit einem Kriminalroman kombinieren würde. Mangelnde Phantasie kann ich ihm nicht vorwerfen, aber ... einiges gefiel mir dann doch nicht.
Gleich zu Beginn habe ich ein erhellendes Vorwort vermisst, dass nach 67 Jahren den heutigen Leser zumindest einweiht in die verworrenen Ereignisse des Jahres 1954. Im E-Book gibt es das "Über dieses Buch", das aber nicht sehr erhellend ist. Der Prolog beginnt "Neun Tage nach Otto Johns Verschwinden". Ich gehöre zu denjenigen, die die Geschichte um Otto Johns Verschwinden ganz genau kennen, bei mir waren es familiäre Gründe und später die Recherche für eine Biographie meines Vaters. Aber der durchschnittliche Krimifan hat dieses Hintergrundwissen wahrscheinlich nicht. Ich empfehle hier einen Blick ins Internet, um einen kleinen Überblick zu bekommen, worum es denn wirklich ging bei der Affäre John.
Man wird also hineingeschmissen in die Zeit des Kalten Krieges, lernt die "Org." des Herrn Gehlen kennen, den Verfassungsschutz, die Polizei und den Kanzler Adenauer. Dann geschehen erste Morde und Kommissar Philipp Gerber wird auf eine harte psychologische Probe gestellt. Seine Liebste, eher den Kommunisten zugeneigt, wie sich zeigt, wird des Mordes verdächtigt. Der Autor traut ihr im Buch sogar zu, John zu seinem "Übertritt" in den Osten veranlasst zu haben.
Wir erleben also jenen Philipp Gerber auf den Spuren Johns, sowie eines dubiosen Verbrechers, seiner Geliebten und manch anderen Protagonisten. Er landet, blauäugig ist noch geschmeichelt, in den Fängen es KGB und muss im U-Boot Hohenschönhausen um sein Leben fürchten.
Hanbüchene Geschichten um seine Geliebte, deren Vater und dessen Geliebte reihen sich mit Macht aneinander. Der Autor streut in seine fiktionalen Ideen dann auch immer wieder die tatsächlichen Geschehnisse mit ein.
Der Stil des Buches hat mich nicht so sehr gefesselt, als ich in der Mitte angekommen war, bin ich aufs Hörbuch übergewechselt. Johannes Steck hat recht unterhaltsam gelesen, so dass ich die Geschichte trotz einiger Längen bis zum Ende verfolgt habe. Der Showdown war dann doch recht haarsträubend!
Ja, Otto John ist tatsächlich mit Hilfe eines Journalisten wieder in die BRD gekommen, dass man ihn dort verurteilt, später begnadigt, aber nie rehabilitiert hat, ist für mich folgerichtig.