Motivation oder Legitimierung?

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pawlodar Avatar

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Kristin Valla strapaziert die Geduld ihre Leser über alle Maßen. Anfangs ist man ja noch durchaus bereit, ihren Überlegungen zu folgen: unversehens ist aus der Schriftstellerin eine Ehefrau und Mutter geworden, die ihre eigenen Bedürfnisse stets hintan stellt. Damit dürfte sie kein Einzelfall darstellen. Bemerkenswert allerdings, dass sie ganz ehrlich zugibt, dass es ihr vornehmlich um das Selbstverständnis als Autorin geht, weniger um die Tätigkeit des Schreibens an sich. Damit ist der vorherrschende Tonfall dieses Buches gesetzt: mürrisch, nörgelnd, um sich selbst kreiselnd.

Das probate Heilmittel für diesen unerquicklichen Zustand als Nicht-Mehr-Schriftstellerin ist schnell gefunden: ‚A Room of One‘s own‘, wie von Virginia Woolf vorgegeben, muss her. Die zahlreichen Beispiele unterschiedlich bekannter Autorinnen bieten anregenden Lesestoff - offenbar folgten viele Frauen dieser Maxime, dass eine schöpferische Tätigkeit definitiv eine konsequente räumliche Trennung von der Außenwelt erfordert.

Doch den Hauptteil dieses Buches bildet Vallas eigenes Projekt, ihre Suche nach einem geeigneten Objekt und seine Umgestaltung gemäß der individuellen Anforderungen und Vorstellungen. Und hier präsentiert sich eine Persönlichkeit, deren herausragende Eigenschaften ein stupender Egoismus, Ziellosigkeit, Hilflosigkeit sind. Endlos werden dem Leser die von Frustration dominierten Ergüsse zugemutet, wie am anderen Ende Europas eine Immobilie entdeckt, erworben und mit vollkommen ungeeigneten Maßnahmen renoviert wird.

Am Ende dieses ermüdenden Textes steht die wenig überraschende Erkenntnis, dass Kreativität und Produktivität weitgehend unabhängig sich vollziehen davon, ob der vorgeblich ideale Raum als unabdingbare Voraussetzung zur Verfügung steht.