Interessante Thematik

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emkadiva Avatar

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Das Buch spielt zu einer spannenden Zeit und ich war sehr auf die Umsetzung gespannt. Logischerweise wird es hier stellenweise sehr politisch, was für den einen oder anderen trocken wirken kann, dessen muss man sich bewusst sein. Es werden unterschiedliche Standpunkte beleuchtet, allerdings nehmen die Diskussionen teilweise wirklich ermüdende Ausmaße an und wiederholen sich vom Grundgedanken her auch, sodass man beim Lesen eher abschaltet.

Auch gibt es einige endlos scheinende Monologe, die zudem sehr gestellt wirken und niemals so im Alltag gehalten werden würden. Auch da schaltete ich beim Lesen teilweise ab, weil es auch nicht immer ersichtlich war, was man nun damit überhaupt vermitteln wollte.

Die Hauptcharaktere sind sympathisch und werden einem Stück für Stück nähergebracht, sodass immer einige Fragen offen bleiben und man am Ball bleibt. Häusliche Gewalt und das Akzeptieren der eigenen Sexualität spielen hier eine große Rolle, gerade beim ersten Thema hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Nach Schlüsselszenen, bei denen ich mir wirklich mehr Informationen gewünscht hätte, gab es häufig einen heftigen Bruch durch einen großen Zeitsprung und danach wurden diese wichtigen, einschneidenden Momente kaum noch erwähnt, wobei auch kaum Emotionen übermittelt werden und Fragen offen bleiben. Auch einige Charaktere werden durch diese Zeitsprünge einfach liegengelassen.

Die Beziehung der beiden Hauptcharaktere fand ich schön ausgearbeitet und war durchaus mit Emotionen behaftet. Auch wenn sich die Zeiten geändert haben, ist es nach wie vor nicht leicht, öffentlich eine homosexuelle Beziehung zu führen, die Sorgen und Gedanken der Charaktere also auch heute noch mehr als aktuell. Den Begriff "Schnippi" bei der ersten Sexszene als Synonym für den Penis zu verwenden, fand ich allerdings mehr als unpassend und hat mich ziemlich irritiert. Auch wenn es aus der Sicht des Protagonisten geschrieben ist und die Aufklärung und die Wortwahl aufgrund des Schamgefühls damals anders war, lässt es das Ganze heute einfach lächerlich wirken und dementsprechend sollte man da doch einfach beim richtigen Begriff bleiben.

Das Buch endet in einem Cliffhanger, der darauf schließen lässt, dass der zweite Teil sich mehr auf Selbstfindung und die Beziehung der Protagonisten konzentrieren wird. Ob ich an der Geschichte dranbleiben will, kann ich jetzt allerdings noch nicht entscheiden.