Leider kein überzeugender Schreibstil
Das Thema ist super: Homosexualität 1967, erzählt anhand der sich entwickelnden Freundschaft zweier junger Männer, eines Studenten und eines Schülers.
Was mir jedoch nicht zugesagt hat, ist der Schreibstil. An vielen Stellen baut der Autor aus meiner Sicht große Gesten und Ereignisse auf allzu plumpe Weise ein.
Ein Beispiel: Wie bereits im Klappentext erwähnt, versucht sich Luk dem sehr strengen Zugriff seines Vaters zu entziehen. Eines Tages, als Luk aus Elternsicht "Mist baut", schlágt der Vater ihn und richtet ihn damit sehr schwer zu. Soweit denkbar. Allerdings wird die Szene nicht ausreichend vorbereitet, nicht detailverliebt genug beschrieben, nicht genug nachbereitet. Dass Luk quasi Krankenhausreif geschlagen wurde, wird als Tatsache hingestellt, und schockiert den Protagonisten Galiano und die anderen Figuren der Szene natürlich. Kurze Zeit später allerdings wird dieses eigentlich lebensverändernde, traumatisierende Ereignis schon nicht mehr erwähnt und Luk kehrt sogar nach Hause zurück. Ich halte das für unrealistisch, es holt mich nicht ab.
Anderes Beispiel: Erster Auftritt von Luks neuer Mitschülerin, der "Roten Rosi". Sie ist neu in der Klasse und kommt ganz schweigsam daher, meldet sich aber in der ersten Stunde und hält direkt einen hochtrabenden, anderthalbseitigen Monolog über ihre sozialistischen Ansichten zu Rousseau. Die Szene wirkt viel zu übertrieben. Dass Rosi außergewöhnlich ist und aus der Reihe tanzt, hätte man auch mit weniger Übertreibung, mit "leiseren Tönen" darstellen können, etwa mit kleinen, kurzen, stichelnden Fragen. Zumal ihr Monolog so viele Fremd- bzw. Fachwörter und so komplexe Sätze enthält, dass er so wohl kaum ausgesprochen werden würde. Der Monolog ist in Schriftsprache gehalten, kein Mensch spricht so hochtrabend, außer er hat einen Text ausdrücklich vorbereitet, etwa in einer Rede.
Die Motive der Protagonisten werden auch nicht nachvollziehbar erläutert. Luk geht zu einem Treffen des Sozialistischen Studentenbunds SDS, weil ihn ein Mädchen, das ihm gefällt, dorthin einlädt. Die Aktion bringt ihn in große Schwierigkeiten, und die junge Frau verschwindet kurze Zeit später spurlos. Dennoch geht er weiter zu den Treffen - warum? Wegen des Nervenkitzels, weil es sich verboten anfühlt? Weil er die politischen Überzeugungen interessant finden, sie vielleicht sogar teilt? Weil er herausfinden will, was mit ihr passiert ist, und sich von dort Informationen erhofft? Der Autor lässt das leider nicht plausibel bzw. nachvollziehbar erscheinen.
Aber auch kleine Details sind unstimmig. So baut Galiano etwa regelmäßig italienische Ausrufe und Redewendungen in seine Sprache ein. Nach eigener Aussage spricht er aber kaum italienisch, versteht es mehr schlecht als recht. Warum dann diese italienischen Einschübe? Will er dadurch cool und exotisch wirken? Als zweisprachige Person weiß ich, dass man selbst dann, wenn man zwei Sprachen fließend als Muttersprache spricht, nicht den Drang hat, die Sprachen zu mischen, sofern der Gesprächspartner nicht auch beide Sprachen beherrscht. Außerdem ist es auch für den Leser unangenehm, die italienischen Einschübe zu lesen, zumindest sofern der Leser sie nicht versteht. Sie haben also keinerlei gestalterischen Mehrwert.
Insgesamt nimmt mir der übertriebene, teils unrealistische Schreibstil leider die Freude an der Geschichte, so dass ich mich bisher - trotz des spannenden Themas! - noch nicht einmal durch das ganze Buch gekämpft habe. Zum Ausgang der Geschichte kann ich daher nichts sagen. Aufgrund des Schreibstil gibt es von mir aber unabhängig von der Storyline und dem Ende des Buches nur zwei Sterne. Schade!
Was mir jedoch nicht zugesagt hat, ist der Schreibstil. An vielen Stellen baut der Autor aus meiner Sicht große Gesten und Ereignisse auf allzu plumpe Weise ein.
Ein Beispiel: Wie bereits im Klappentext erwähnt, versucht sich Luk dem sehr strengen Zugriff seines Vaters zu entziehen. Eines Tages, als Luk aus Elternsicht "Mist baut", schlágt der Vater ihn und richtet ihn damit sehr schwer zu. Soweit denkbar. Allerdings wird die Szene nicht ausreichend vorbereitet, nicht detailverliebt genug beschrieben, nicht genug nachbereitet. Dass Luk quasi Krankenhausreif geschlagen wurde, wird als Tatsache hingestellt, und schockiert den Protagonisten Galiano und die anderen Figuren der Szene natürlich. Kurze Zeit später allerdings wird dieses eigentlich lebensverändernde, traumatisierende Ereignis schon nicht mehr erwähnt und Luk kehrt sogar nach Hause zurück. Ich halte das für unrealistisch, es holt mich nicht ab.
Anderes Beispiel: Erster Auftritt von Luks neuer Mitschülerin, der "Roten Rosi". Sie ist neu in der Klasse und kommt ganz schweigsam daher, meldet sich aber in der ersten Stunde und hält direkt einen hochtrabenden, anderthalbseitigen Monolog über ihre sozialistischen Ansichten zu Rousseau. Die Szene wirkt viel zu übertrieben. Dass Rosi außergewöhnlich ist und aus der Reihe tanzt, hätte man auch mit weniger Übertreibung, mit "leiseren Tönen" darstellen können, etwa mit kleinen, kurzen, stichelnden Fragen. Zumal ihr Monolog so viele Fremd- bzw. Fachwörter und so komplexe Sätze enthält, dass er so wohl kaum ausgesprochen werden würde. Der Monolog ist in Schriftsprache gehalten, kein Mensch spricht so hochtrabend, außer er hat einen Text ausdrücklich vorbereitet, etwa in einer Rede.
Die Motive der Protagonisten werden auch nicht nachvollziehbar erläutert. Luk geht zu einem Treffen des Sozialistischen Studentenbunds SDS, weil ihn ein Mädchen, das ihm gefällt, dorthin einlädt. Die Aktion bringt ihn in große Schwierigkeiten, und die junge Frau verschwindet kurze Zeit später spurlos. Dennoch geht er weiter zu den Treffen - warum? Wegen des Nervenkitzels, weil es sich verboten anfühlt? Weil er die politischen Überzeugungen interessant finden, sie vielleicht sogar teilt? Weil er herausfinden will, was mit ihr passiert ist, und sich von dort Informationen erhofft? Der Autor lässt das leider nicht plausibel bzw. nachvollziehbar erscheinen.
Aber auch kleine Details sind unstimmig. So baut Galiano etwa regelmäßig italienische Ausrufe und Redewendungen in seine Sprache ein. Nach eigener Aussage spricht er aber kaum italienisch, versteht es mehr schlecht als recht. Warum dann diese italienischen Einschübe? Will er dadurch cool und exotisch wirken? Als zweisprachige Person weiß ich, dass man selbst dann, wenn man zwei Sprachen fließend als Muttersprache spricht, nicht den Drang hat, die Sprachen zu mischen, sofern der Gesprächspartner nicht auch beide Sprachen beherrscht. Außerdem ist es auch für den Leser unangenehm, die italienischen Einschübe zu lesen, zumindest sofern der Leser sie nicht versteht. Sie haben also keinerlei gestalterischen Mehrwert.
Insgesamt nimmt mir der übertriebene, teils unrealistische Schreibstil leider die Freude an der Geschichte, so dass ich mich bisher - trotz des spannenden Themas! - noch nicht einmal durch das ganze Buch gekämpft habe. Zum Ausgang der Geschichte kann ich daher nichts sagen. Aufgrund des Schreibstil gibt es von mir aber unabhängig von der Storyline und dem Ende des Buches nur zwei Sterne. Schade!