Italienische Feuchtgebiete

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metalpanda Avatar

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Der Grundgedanke des Romans scheint interessant zu sein: ein anderes Italien zu zeigen, nicht das sommerlich-lockere Land, das man als Toscana- und Bibione-Urlauber kennt, sondern die Normalität des Lebens in einer Kleinstadt im Süden Italiens, zwischen dem Stahlwerk und dem schmelzenden Asphalt vor den Wohnblocks mit Hunderten Wohnungen. Das Leben, für Erwachsene oft aussichtslos, für die Jugendlichen in ihrer Unbekümmertheit noch in Ordnung.

Jedoch ist für mich bislang keine Handlung erkennbar. Die Leitfiguren sind zwei pubertierende Mädchen, die wöchentlich einen Striptease vor dem offenen Fenster abliefern, als Onaniervorlage für sämtliche Männer aus dem Haus gegenüber. Der Vater eines der Mädchen beobachtet sie mit dem Fernglas, wie seine Tochter auf dem Strand tobt und ihr der Bikini verrutscht. Die Jugend vögelt wild in den Umkleidekabinen, und wer schwanger wird, hat gewonnen, denn sie wird verheiratet. Um dann dem Hausfrauendasein in einem der Wohnblocks zu fristen und sich Gedanken darüber zu machen, wie man am besten seinen Ehemann umbringt – etwa mit dem Auto überfahren?

Die Leseprobe wirkt nicht zuletzt durch den sehr gewöhnungsbedürftigen Schreibstil etwas wirr. Das Verhalten der 13-jährigen Mädchen ist nicht nachvollziehbar, das der Männer gar abstoßend.  Es geht nicht um Strand, Sommer und Stahlwerk. Über all dem steht einzig die Sexualität, sogar das Stahlwerk und die Arbeit dort werden sexualisiert (Zitat „Millionen von Kolben in den serienmäßig erregten Motoren“... die den Arbeiter zum Onanieren verleiten). Man hat das Gefühl, das Buch würde von einem pubertierenden Autor stammen, der selber nichts anderes im Kopf hat. Trotz des vielversprechenden Klappentexts ist es absolut kein Buch für meinen Geschmack.