Eine Familiengeschichte- Entfremdung, Vergebung und Verzeihung

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uno2902 Avatar

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Nach 40 Jahren auf Reisen und Fortbleiben von der Familie aus beruflichen Gründen, steht ein Familienvater acht Monate nach dem tödlichen Unfall seiner Frau an einem Sonntag alleine in der Turiner Wohnung und beschliesst mit 67 Jahren sich und seinen Kindern zu beweisen, Wichtigkeiten bewusster von Dringlichkeiten zu unterscheiden.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sichtweise seiner zweitältesten Tochter Gulia, die jahrelang keinen Kontakt mit ihrem Vater hatte. Immer wieder schieben sich in die Beschreibung des Sonntages Rückblenden und Erinnerungen der Tochter ein, in denen das Familienleben der letzten Jahrzehnte anhand von Ereignissen aufgefächert wird. Die ruhige und stilvolle Erzählweise macht die Wucht der Gefühle, mit denen die Ereignisse im Geist von Gulia Bedeutung für ihr Leben und ihrem Verhältnis zum Vater bekommen haben, nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. Da hilft dem Leser Empathie und eventuell auch Lebenserfahrung. Aus dieser Perspektive erfolgt nun die Suche Gulias nach ihren Wurzeln sowie ihr Versuch die Einheit von Gefühl und Verstand wiederherzustellen, die in der Zeit der beschriebenen Ereignisse für Gulia nicht immer gegeben war, weshalb es zu der Entfremdung, Selbstsuche und zum Schweigen kam. Der Schluss entspricht dem gesamten unaufgeregten Stil des Buches. Mich hat der Inhalt aufgrund eigener Erfahrungen angesprochen, dem einen oder anderen Gedanken hänge ich noch nach und ich kann mir vorstellen, es mit einem Stift in der Hand noch ein zweites Mal zu lesen.