Familie, Geheimnisse und Erkenntnisse

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mazapán Avatar

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Eine Frau erzählt über ihren Vater. Sie hat ihn lange nicht gesehen. Sie haben sich gestritten. Trotzdem oder gerade deswegen widmet sie ihm schöne Gedanken, sie feiert ihre Kindheit und ihre Familie, während sie sich an gute und weniger gute Momente erinnert. Manche dieser Erinnerungen sind ihre eigenen, andere gehören ihr nicht, aber sie helfen ihr, die Erinnerung an ihren Vater und an ihre Familie zu vervollständigen.

Einer dieser Momente fand an einem Sonntag statt. Während diese Frau und ihre Geschwister davon ausgingen, dass ihr Vater einsam und allein den Tag verbringen muss, nachdem eine Verabredung mit einer seiner Töchter geplatzt ist, erlebte er schöne Stunden in Begleitung einer fremden Frau und deren Kind.

"Ein Sonntag mit Elena" von dem italienischen Autor Fabio Geda erzählt über Familie und vor allem über die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern, darüber, dass Eltern nicht nur Eltern sind, sondern auch, dass sie andere Seiten von sich zeigen können. Es erzählt auch, wie zufällige oder flüchtige Begegnungen einen zum Nachdenken bringen können oder sogar dazu, Entscheidungen zu treffen, die eine Wendung im eigenen Leben verursachen können.

Fabio Geda lässt die Tochter liebevoll aber auch kritisch über ihren Vater sprechen. Sie erkennt auch nach Jahren, dass ihre Eltern Geheimnisse hatten, gemeinsame, voreinander, vor ihren Kindern, und versucht, da sie selber eine erwachsene Frau mit einer eigenen Familie geworden ist, Verständnis dafür zu bringen.

Von diesem Sonntag mit Elena und ihrem Sohn erfährt die Tochter erst Jahre später, gleichzeitig erfährt sie von Missverständnissen, die durch ungesagte Worte und unausgesprochene Gefühle entstanden sind. Der Vater rückt in ein anderes Licht.

Fabio Gedas Erzählstil hat mir gut gefallen. Er hat es geschafft, mich damit zu entspannen, und trotzdem mich bei der Stange zu halten, besonders durch Ereignisse, die sich im Hintergrund abspielten.

Die Dialoge gehörten leider nicht zu meinen Lieblingsstellen im Buch. Sie wirkten auf mich etwas zu ausführlich, manchmal künstlich. Aber die liebevollen Beschreibungen der Handlungen der Romanfiguren und die Erkenntnisse, zu denen die Tochter im Laufe der Geschichte kommt, sind das Beste am Buch. Allein deswegen lohnt es sich, es zu lesen!