Familiengeflecht

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katercarlo Avatar

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„Wenn ich eines begriffen habe, dann, dass Geschichten keine Probleme lösen: Sie erlauben uns lediglich, sie zu erkennen und ihnen einen Namen zu geben.“ (S.135f) Dieser Satz, ziemlich genau in der Mitte des Buches, ist für mich der zentrale Gedanke der Geschichte. Die Erzählerin im Buch berichtet vom Leben ihres Vaters, besonders von einem prägenden Sonntag, aber auch von früheren Erlebnissen und Dingen, die sich in ihrem Leben ereigneten. Diese Erzählperspektive ist ein Aspekt, der das Buch spannend macht. Der Leser bekommt nicht einfach nur das Geschehen geschildert, sondern sie werden durch einen Filter betrachtet, der die Erlebnisse, Gefühle und Gedanken der Erzählerin mit einbezieht.
Ein weiterer spannender Aspekt sind die Beziehungskorrelationen, die geschildert werden – zwischen Vater und Tochter, Vater und Mutter, Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Tochter und Sohn. Dabei ist die Familie keine besondere. Sie ist wie der absolute Großteil aller Familien und genau deswegen rückt die Erzählung näher an den Leser heran, gibt ihm die Chance Parallelen zum eigenen Leben zu ziehen.
Wie im obigen Zitat beschrieben, hilft einem die Geschichte viele Dinge zu begreifen. Bei manchen Erzählabschnitten erschließt sich mir der Hintergedanke des Autors jedoch nicht. Sie sind zwar- wie das gesamte Buch – sehr poetisch erzählt, aber sie lenken mich von anderen Aspekten ab, ohne mir einen Mehrwert zu bieten.
Auch der Erzählstil lenkt mich immer wieder ab. Ich stellte mir häufiger die Frage, wie es der Tochter möglich sein soll, so detailreich die Erlebnisse ihres Vaters zu schildern. Zwar sagt sie immer wieder, er habe es ihr im Nachhinein berichtete, aber so ganz realistisch finde ich das nicht. Doch ich verstehe, warum der Autor diese Perspektive gewählt hat. Sie erlaubt es das Geflecht an Gefühlen, Erlebnissen und Beziehungen innerhalb der Familie zu beschrieben und zu entwirren – die große Stärke des Buches.