Feinfühliger Roman über das Besinnen auf die Familie

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gaia Avatar

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Im vorliegenden Roman lässt Fabio Geda die Erzählerin rückblickend einen speziellen Sonntag im Leben ihres Vaters schildern. An diesem fällt der Familienbesuch aus und der Vater beschließt die zufällig angetroffene Elena mit ihrem 13jährigen Sohn zu sich zum Essen einzuladen. Eingestreut werden Anekdoten aus dem Familienleben sowohl vor als auch nach dem besagten Sonntag. Der Leser bekommt einen immer tieferen Einblick in das Familiengefüge und es wird ihm feinfühlig vermittelt, wie wichtig der Zusammenhalt innerhalb verschiedener Generationen einer Familie (oder auch gänzlich ohne geteiltes Erbgut) sein kann.

Überrascht hat mich der Fakt, dass das Buch aus Sicht der mittleren Tochter des beschriebenen älteren Herren erzählt wird. Zunächst habe ich sehr mit dieser Erzählperspektive gehadert, da die Tochter den besagten Sonntag in jedem Detail beschreibt, obwohl sie selbst nicht zugegen gewesen ist. Das mutet zunächst wie eine Überschreitung der Figurenperspektive an. Im Buch wird es so erklärt, dass die Tochter, Guliana, sowohl ihren Vater als auch Elena später zu dem Sonntag befragt habe. Außerdem ist die Tochter Theaterregisseurin und könne sich dadurch gut Szenerien ausmalen. Nun ja, nehmen wir dies mal als gegeben hin. unabhängig von dieser subtilen Diskrepanz ist die Sprache des Autors wirklich präzise in ihren Beobachtungen. Die Übersetzung scheint hier sehr gut gelungen.

Nach der Lektüre dieses gelungenen, sehr leisen Romans hat man das Bedürfnis, Meinungsverschiedenheiten beizulegen, sich mal wieder mit engen Familienmitgliedern auf einen Tee zusammenzusetzen und einfach nur zu reden.