Immer wieder Brücken bauen!

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rauschleserin54 Avatar

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Eine schöne Stimmung umfängt mich beim Lesen dieses wunderschön gestalteten Buches, obwohl auch Trauer durchklingt, Berührungsängste mit dem Vater durchscheinen.

„Die Zimmertüren standen sperrangelweit offen. Alle. Er ertrug es nicht, sie geschlossen zu sehen.
Wenn die Zimmer schon leerstanden, sollten sie wenigstens atmen können.“

Was für ein Bild, wunderbare Worte und doch zeigt es die Einsamkeit des Protagonisten in seinem
ganzen Ausmaß an einem Sonntag, der voller Stimmen sein sollte. Aber das Schicksal meinte es anders und so hatte der 67jährige Bauingenieur Stunden die besonderen Spezialitäten seiner Frau
umsonst mit äußerster Sorgfalt gekocht. Er wollte seine älteste Tochter mit Familie zum ersten Mal bekochen, doch es kam anders und es kam zu einer Begegnung, die vieles ändern sollte....


Fabio Geda läßt die mittlere Tochter Gulia die Geschichte des Vaters und die Begegnung mit Elena erzählen und die Geschichte einer Familie. Es ist ihm großartig gelungen, ein vielschichtiges Bild zu zeichnen, wie einzelne Mitglieder einer Familie sich wahrnehmen, sich täuschen, ihre Erwartungen und Ängste, Zurückweisungen und Liebe. Es ist schön in diesem Buch, es fühlt sich wie ein Zuhause an und der Leser kann verweilen und beobachten und ganz nebenbei auch sich
selbst erinnern und erkennen.

„Mit Worten bloßlegen, was mir, benommen vom Lärm der Gegenwart und in Gefühle verstrickt, entgangen ist: Das ist es, was ich an meiner Arbeit liebe.......“
Gulia als introvertierte Tochter, sehr verletzlich und voller Liebe für den Vater ist eine gute Wahl, um einen Blick in die Familiengeschichte zu werfen. Ein Autor erzählt aus Sicht einer Frau, um den Vater und sein Verhalten zu erzählen. Eine sehr gelungene Sache, wie ich finde!