Von sichtbaren und unsichtbaren Brücken

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kuddel Avatar

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Ein verwitweter Ingenieur versucht den verlorenen Kontakt zu seinen Kindern neu zu beleben. Er lädt seine älteste Tochter mit Familie ein und kocht aufwendig nach den Rezepten der verstorbenen Frau. Kurzfristig muss der Termin jedoch abgesagt werden. Am selben Tag lernt der Mann Elena und ihren Sohn kennen und lädt sie zum gemeinsamen Essen ein. Drei einsame Menschen begegnen einander und es entspinnt sich eine besondere Freundschaft.
Der Autor lässt die Geschichte von der ältesten Tochter erzählen. Dabei erfährt der Leser nicht nur über das aktuelle Geschehen, sondern auch vieles aus der Vergangenheit des Vaters. Nicht alles war schön, er war oft beruflich unterwegs, hatte eine Geliebte und die Mutter litt unter Einsamkeit.

Giulia bewertet die Ereignisse aus ihrer Perspektive, der Vater ist nicht schuldlos an der Entfremdung zu seinen Kindern, es bestehen keine guten Beziehungen. Die Freundschaft zu Elena und ihrem Sohn lässt den Vater die Defizite erkennen und er versucht eine Änderung herbeizuführen.

Der Erzählstil ist sehr ruhig und einfühlsam. Man kann die Entwicklung der Personen nachvollziehen und die Problematik der Einsamkeit von älteren Familienmitgliedern für sich hinterfragen. Wie viel Verständnis bringt man für alleinstehende einsame und kauzige Verwandte auf?
Der Protagonist baute viele Brücken in seinem Arbeitsleben auf, nun muss er einen Weg finden zwischenmenschliche Brücken aufzubauen.
Eine schöne ruhige Erzählung, die mich berührt hat.