Sehr enttäuschend!

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berolina Avatar

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Karin Slaughter ist für ihre ungerührte und ungeschönte Erzählweise bekannt, mit der sie Spannung aufbaut, die Augen aber nicht vor den grausamen Realitäten der Gewaltverbrechen über die sie schreibt, verschließt.
Auch ihre Charakterisierungen haben mich bisher immer begeistert. Nur wenige Schriftsteller wagen es, ihre (weiblichen) Figuren derart unvollkommen darzustellen, wie Slaughter es tut, und sie dennoch als selbstbestimmte Heldinnen aus den Geschichten hervorgehen zu lassen. Die Vorzeichen standen also gut, dass "Ein Teil von ihr" einer meiner neuen Lieblingsthriller werden könnte. In dem Roman sollte es darum gehen, dass eine Tochter neue Seiten an ihrer Mutter entdeckt. Eine spannende Prämisse, da wir alle unsere Eltern schließlich nur als unsere Eltern kennen und nie genau wissen können, wie oder wer sie vor uns waren.
Leider entspricht "Ein Teil von ihr" nicht dem gewohnten Standard der Autorin. Der Roman wirkt wie eine verdünnte Version ihrer üblichen Thriller. Die Handlung zieht sich, das Tempo wirkt unstimmig. Es werden Teile der Figuren vorgestellt, wie der Titel erahnen lässt, und doch fühlt es sich nicht so an, also ob wir sie als Personen wirklich kennenlernen. Mutter sowie Tochter treffen kaum eigene Entscheidungen und driften durch die Story wie Herbstlaub. Hoffe Slaughter findet zu ihrer gewohnten Form zurück.