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Ein Teil von ihr, Thriller von Karin Slaughter, 512 Seiten, erschienen bei Harper Collins Germany. Aus dem Amerikanischen von Fred Kinzel.
Nach einer Schießerei in einer Cafeteria in die sie mit ihrer Mutter gerät, muss Andrea entdecken, dass sie ihre Mutter überhaupt nicht kennt.
Andy 31, wollte in New York Karriere machen, ihr Studium hat sie abgebrochen, als Kellnerin hält sie sich mehr schlecht als recht über Wasser. Die Schulden für ihr Studiendarlehn kann sie auch nicht abbezahlen. Als ihre Mutter Laura an Brustkrebs erkrankt, bricht sie ihre Zelte in NY ab und kehrt nach Georgia in ihren Heimatort zurück. An ihrem 31. Geburtstag ist sie mit ihrer Mutter zum Dinner verabredet. Die beiden geraten in eine Schießerei und Laura kann durch ihr beherztes Auftreten, sich selbst und Andy retten, dabei bringt sie den Attentäter um. Die Bilder des Amoklaufs gehen durch sämtliche TV-Kanäle, dabei wird ihre Mom wie eine Kampfmaschine dargestellt. Laura besteht darauf, nach der Erstversorgung aus dem Krankenhaus entlassen zu werden. Gleichzeitig besteht sie darauf, dass Andy auszieht und verschwindet. Nach einem weiteren Anschlag begibt sich Andy auf einen Roadtrip quer durch die Staaten. Auf ihrem Weg erkennt sie, dass ihre Mutter ein anderer Mensch ist, als sie vermutet hat. Was hat Laura zu verbergen?
Das Buch besteht aus 15 Kapiteln, die in der Gegenwart spielen, dazwischen Rückblenden ins Geschehen von 1986. Vor dem Prolog und dem Epilog – einen Monat später - sind Gedichte von Emily Dickinson eingefügt. Besondere Textstellen und Eigennamen wurden kursiv gedruckt und dadurch verdeutlicht und eindringlich hervorgehoben. Als Stilmittel hat die Autorin die auktoriale Erzählweise gewählt, dadurch wird der Überblick über den stellenweise komplizierten Plot gewährleistet. Karin Slaughter hat es geschafft, flüssig, spannend und bildhaft zu erzählen, ich fühlte mich gut unterhalten und habe das Buch rasch ausgelesen.
Schon zu Beginn bin ich sehr rasch im Geschehen und in der Handlung gefangen gewesen. Die ersten 200 Seiten habe ich kaum gespürt. Etwas verwirrt hat mich am Anfang, die 2. Zeitebene, der parallele Erzählstrang. Die Rückblicke werden immer umfangreicher und schon bald merkt der Leser, dass die Rückblenden notwendig sind, um die Person Laura/Jane zu verstehen und so wird dem Leser die Geschichte und was ihr zugrunde liegt erläutert. Immer wieder tauchten unvorhergesehene Wendungen auf, die die Handlung spannend gemacht haben. Zum Ende wurde die Story plausibel und verständlich aufgeklärt. Die Charaktere handelten zu jeder Zeit nachvollziehbar. Laura Oliver wird als starke Frau beschrieben und ihre Geschichte beweist das auch. Am Ende konnte sie mich tatsächlich noch einmal überraschen. Andrea, die Tochter kam bei mir weniger gut weg. Eine 31jährige die noch immer finanziell abhängig und unselbständig, bei ihrer Mutter lebt und ihr Leben nicht auf die Reihe kriegt. Im Laufe ihrer Flucht hat sie sich aber noch weiterentwickeln können. Unsympathisch fand ich Paula/Penny ein grausiges Miststück, die ihre wohlverdiente Strafe letztendlich bekommen hat. Über allem stand Nick, der selbstverliebte, grausame manipulative Fädenzieher, dem alle blindlings ins Verderben folgten. Die Beschreibung der Charaktere ist Slaughter in diesem Thriller perfekt gelungen. Ich konnte mir die Personen geradezu bildlich vorstellen.
Durch die Längen im Rückblende-Teil hatte ich in der Mitte des Buches einen kleinen Hänger, den Gegenwartstrang habe ich mehr genossen. Insgesamt finde ich den neuesten Thriller der Autorin gut, habe aber schon bessere und spannendere Bücher der Autorin gelesen. Besonders gelungen fand ich das wunderschöne Cover. Von mir gerne gegebene 4 von 5 möglichen Sternen.