Ein Buch wie ein Nachmittag am See

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romy_abroad Avatar

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Auf einem verschlafenen Campingplatz irgendwo in Deutschland kreuzen sich die Wege unserer Protagonisten: Gustav, hochbetagter Herr des Hauses, der unheilbar krank ist und trotzdem seinen Lebensabend genießt. Lale, aus ihrem bürgerlichen Leben ausgebrochen, da sie seit dem Unfalltod ihres kleinen Bruders nicht mehr richtig funktionieren kann und nicht mehr so weiter machen will wie vorher. Christophe, angereist von "La Reunion", mit einem vergilbten Brief im Gepäck - auf dem seine gerade verstorbene Mutter verrät, dass Chris ein Kuckuckskind ist, und Gustav sein eigentlicher Vater.

Während die drei sich kennenlernen und sich ihre Geschichten immer mehr miteinander verweben, geben sie nach und nach ihre Geheimnisse und Wahrheiten preis. Umschwirrt werden sie dabei von einigen Nebenfiguren, die die Geschichte bereichern, aber nicht entscheidend verändern. Besonderen Charm erhält das Ganze durch das Setting des Campingplatzes, der einerseits verfällt, durch Lale und Chris aber auch neues Leben eingehaucht bekommt. Und dessen sommerlich-zauberhafte Stimmung den Leser vollkommen in seinen Bann zieht. Allerdings liegt hier auch schon der Hase im Pfeffer: Die Kulisse hat mich mehr begeistert als die Geschichte selbst. Was zwischen Gustav, Lale und Christophe passiert ist vorhersehbar. Nett, aber nicht überraschend, stellenweise unterhaltsam verpackt, aber kein Meisterwerk.
Insgesamt lässt mich das Buch an einen Nachmittag am See denken: Schön, keine Frage. Nichts, wofür man andere Pläne absagen würde. Und am Ende des Sommers verschwimmen sie alle miteinander, und es ist schwer, einen einzelnen genau in Erinnerung zu behalten. "Ein unendlich kurzer Sommer" ist durchaus eine angenehme Lektüre, hat mich jedoch weder gefesselt noch überrascht oder besonders berührt.