Klasse!!!

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mike nelson Avatar

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"Ein unendlich kurzer Sommer" von Kristina Pfister ist definitiv mein Sommerbuch des Jahres! Und der Titel behält Recht - ein Sommer allein ist viel zu kurz, um mehrere Leben wieder auf Kurs zu bringen. Da ist Lale, die eine Auszeit von ihrer Beziehung nimmt, und bei ihrer 'weg-von-Reise' auf einem abgewrackten Campingplatz im Niemandsland landet, mit dem diffusen Ziel, ihr Leben zu sortieren, welches durch den Tod ihres Bruders - für den sie sich die Schuld gibt - durcheinandergeraten ist. Da ist Chris, der nach dem Tod seiner demenzkranken Mutter einen Brief findet, der einen Hinweis auf seinen Vater enthält, und sich von der Insel Reunion aus aufmacht, zu eben diesem Campinfplatz (und dort natürch eine Liebesverhältnis mit Lale beginnt, die aber verheiratet ist). Da ist Gustav, fortgeschritten krebskrank, der sich mehr für sein Sterben als für seinen alten Campingplatz interessiert (und insgeheim seiner alten Liebe hinterhertrauert, der Mutter von Chris, hingegen nicht weiß, dass er vor über 30 Jahren Vater geworden ist). Da ist James, Weltenbummler mit hobbypsychologischem Lebenskonzept und alter Freund von Gustav, der von Flo's Mutter für die letzten Lebensmonate zu Griesgrams Gustavs emotionaler Unterstützung hergebeten und zum Campingplatz gerufen wird. Und da ist der 17-jährige Flo - stets Außenseiter gewesen wegen seiner Kinderlähmung, der in diesem Sommer erwachsen wird. Dies ist das Ausgangsszenario für einen auf seine ganz eigene Weise außergewöhnlichen und berührenden Sommer, der einiges verändern wird. Da sind so fantastische Passagen, in der einen erarbeitet Lale mit Gustav seine 'Löffel-Liste' und Gustav fragt daraufhin: "Habt ihr denn kein eigenes Leben?". Oder so fantastische Dialoge wie "Hier ist schon irgendwie alles leichter, findest du nicht?" "Vermutlich. Man kann ein bisschen jemand anders sein. Eine Zeitlang." Oder so ganz unvermittelt ein Satz wie "Die Welt ist größer, wenn man offen ist." Wer also jetzt noch zögert, sich diese wunderbare Geschichte zu Gemüte zu führen, dem ist auch nicht mehr zu helfen...