Mal was anderes

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Die erste Herausforderung der Netgalley Lesechallenge lautete „Probieren Sie etwas Neues aus!“. Ich habe mich also dazu entschieden, ein Buch zu lesen, zu dem ich sonst nicht gegriffen hätte. „Ein unendlich kurzer Sommer“ fällt in den Bereich Frauenunterhaltung/Belletristik, hat mich aber nicht direkt angesprochen. Der Klappentext las sich gut, aber mir fehlte etwas. Somit war das Buch für die Challenge perfekt – denn sonst lese ich nur Bücher a) deren Klappentext mich vollkommen überzeugt, b) deren Autoren ich kennen, wenn der Klappentext mich noch nicht überzeugt, oder c) über die ich wenigstens viel Gutes gehört habe. Das alles war hier nicht der Fall: Umso gespannter war ich auf die Challenge.

Lale hat sich kurzerhand entschieden, von zu Hause wegzugehen. Sie ist in einen Zug gestiegen, bis zum Endhalt gefahren und hat sich von da aus ihren Weg gebahnt, um vor ihren Problemen davonzulaufen. Gelandet ist sie schließlich auf einem Campingplatz an einem See. Gemeinsam mit Gustav macht sie den Platz wieder fit, lebt im hier und jetzt und genießt ihren Alltag. Eines Tages taucht Christophe auf, der erste weitere Besucher auf dem Platz. Auch er läuft davon und ist gleichzeitig auf der Suche – nach seiner Identität, nach seinem Vater. Gemeinsam mit dem Nachbarsjungen verbringen die drei Erwachsenen einen Sommer, den keiner von ihnen so erwarten konnte. Sie sammeln viele Erfahrungen, lernen sich selbst und einander besser kennen und geben sich Halt.

Das Erste, was mir beim Lesen aufgefallen ist, ist der Schreibstil. Beeindruckend lyrisch hat er mich in seinen Bann gezogen und mich manchmal sogar vom Inhalt abgelenkt. Die Gestaltung der Sprache empfand ich als außergewöhnlich und habe immer wieder Sätze mehrmals gelesen. Doch auch der Inhalt kommt nicht zu kurz. Die Handlung ist sehr komplex, vom Aufbau her, aber auch auf emotionaler Ebene. Immer wieder gibt es Aussagen, die zum Nachdenken anregen und Szenen, die mich einfach berührt haben.

Sowohl Lale, als auch Christophe, waren für mich anfangs nicht richtig greifbar. Ich hatte kein klares Bild vor Augen, die Charaktere waren unscharf. Normalerweise ist das für mich eher ein Kritikpunkt, aber hier hat es mir gut gefallen – denn so blieb mehr Raum für meine Fantasie. Die Erlebnisse und Erfahrungen waren weder außergewöhnlich noch spannend, und haben mir doch gefallen. Es war einfach schön, den Sommer zu begleiten und sich beim Lesen treiben zu lassen. Obwohl die Charaktere so unterschiedlich sind und ganz eigene Probleme haben, ergibt die Geschichte ein wunderbares Ganzes, in dem alles passt. Am Ende des Buches war ich wehmütig, dass die Geschichte zu ende ist.

Mir hat „Ein unendlich kurzer Sommer“ gut gefallen und ich bin froh, dem Buch eine Chance gegeben zu haben.