Dickers Mikrokosmos

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Blutrünstig, brutal und vergebungslos. All das ist Joel Dickers neuer Roman „Ein ungezähmtes Tier“ nicht. Stattdessen kommt die Bestie im Stillen daher, pirscht sich an und schlägt dann mit einem Mal zu. Sein neuer Roman kommt wieder in altbekannter Manier daher: Das schöne Leben ist nicht so wie es scheint. Sogar die Geheimnisse haben Geheimnisse.

Ein sehr minutiös geplanter Raubüberfall steht in dem Mittelpunkt der sehr minutiös geplanten Handlung. Joel Dicker ist ein Uhrwerkmacher, der seinen Beruf bis ins kleinste Detail beherrscht. Bei ihm ist stets alles präzise durchgeplant. Wo andere nur lose Zusammenhänge zwischen den Jahren herstellen, zählen bei ihm sogar die Sekunden. Das gefällt mir so an seinen Roman. Es scheint als würde ich einen Tatsachenbericht lesen. Und ich weiß, dass es am Ende doch völlig anders ist als ich dachte.

Der Pay-Off des Plots kommt bei Dickers Romanen häufig erst am Ende. So auch hier. Aber man muss nicht 700 Seiten durchstehen, um belohnt zu werden. „Ein ungezähmtes Tier“ kommt vergleichsweise schmal daher. Doch auch hier wartet die Belohnung, das organische Zusammenfügen der Handlungsfäden, erst auf den letzten Seiten.

Dickers Bücher fordern Aufmerksamkeit und ein wenig Gehirnschmalz. Sie sind kompliziert gestrickt, aber einfach erzählt. Auch sein neuestes Buch kann ich absolut empfehlen.