Wirklich stark erzählt

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silke2207 Avatar

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Sophie und Arpad Braun leben gemeinsam mit ihren beiden Kindern in einem vornehmen Viertel in der Nähe von Genf. Nach außen ist das Leben des Paares nahezu perfekt, doch es gibt dunkle Geheimnisse. Diese findet nämlich ausgerechnet Nachbar Greg heraus, der ebenfalls nach außen hin ein rechtschaffener Polizist ist, der aber heimlich Sophie hinterherspioniert. Doch was haben diese Paare mit einem Raubüberfall bei einem Juwelier zu tun?
Schon lange hatte ich mir vorgenommen, endlich mal einen Roman von Joel Dicker zu lesen, da ich viel Gutes darüber gehört hatte.
Der Schreibstil liest sich super flüssig und fesselnd und Dicker schafft es, auch alltägliche Situationen spannend zu schildern, in dem er diese z.B. durch einen heimlichen Beobachter erzählen lässt.
Der Roman mit leichten Krimielementen ist äußerst vielschichtig erzählt. Dicker wechselt dabei nicht nur die Zeiten, sondern auch immer wieder die Perspektiven. Dadurch entstehen einige lose Fäden und Eindrücke, die der Autor aber letzten Endes zu einem großen Gesamtbild zusammenfügt. Das er hier so gekonnt den Überblick behält, macht das Buch auf jeden Fall besonders.
Es geht hier um einen Raubüberfall, der aber immer nur kurz in Erwähnung kommt. Stattdessen dreht sich hier viel um die beiden Ehepaare Sophie und Arpad und Greg und Karine. Die Grundvoraussetzungen sind gleich, beide Paare sind verheiratet, haben zwei Kinder und leben im gleichen Viertel. Doch während Sophie und Arpad in einem luxuriösen Glashaus leben, bewohnen Greg und Karine die Warze, den Schandfleck des Villenviertels. Die einen sind Anwältin und Banker, die anderen sind Polizist und Verkäuferin.
Während Greg und Karine sich immer mehr voneinander entfernen, scheint es bei Arpad und Sophie alles eitel Sonnenschein. Doch dieses Buch handelt nicht nur von einem Raubüberfall, sondern auch vom schönen Schein und Sein, von falscher Bewunderung bis hin zu Neid und Eifersucht und falschem Handeln. Somit ist dieses Buch nicht nur ein Krimi sondern auch ein interessanter Gesellschaftsroman.
Die vier im Mittelpunkt stehenden Charaktere sind sehr vielschichtig und tatsächlich durch ihre Fehler, die sie machen, absolut glaubhaft und authentisch. Ich konnte die vier vor mir sehen und die Gedanken jedes einzelnen, so unterschiedlich sie auch sonst, sehr gut nachempfinden.
Mein Fazit: Ein sehr komplexes Buch, das durch die vielen Handlungsstränge nur so viel preisgibt, dass der Leser einfach immer weiterwissen möchte, was wirklich los ist. Stark erzählt, authentische Charaktere und eine Geschichte, die genau so stattgefunden haben kann, machen das Buch interessant. Mit Sicherheit nicht mein letzter Dicker.