Zugegeben, zuerst war ich verblüfft über diese Leseprobe. Denn es ging zunächst gar nicht um Glauben. Scheinbar. Es las sich anfangs wie ein sehr liebenswerter, detailreicher Familienroman aus dem Mittleren Westen der USA. Ein Großvater, der einen Nachmittag mit seinem Enkel verbringt. Und dabei noch seine Lebensbedingungen, seine Jugend, und die Geschichte des Landes reflektiert.
Es war eine wunderbare Leseatmosphäre, die da entstand! Der Großvater ist ein sehr herzlicher Mensch. Er beobachtet seine Umwelt mit Wärme, obwohl er Bitteres hat erleben müssen. Sein eigener Sohn ist als Säugling gestorben. Zu dieser Zeit wurde der Glaube des alten Mannes erschüttert. Dennoch – oder gerade deshalb – ist er entschlossen, seinem Enkel das bestmögliche Leben zu verschaffen.
So wirklich kam das Thema „Glaube“ erst gegen Ende der Leseprobe auf. Der Großvater kehrt mit seinem Enkel nach Hause zurück, und die Mutter des Kindes besteht auf einem gemeinsamen Gebet. Aber auch hier entstand noch nicht wirklich der Eindruck von einem unüberbrückbaren Zerwürfnis. Das wird wohl erst im Laufe des Buches geschehen.
Daraufhin habe ich auf der vorablesen-Seite nachgeschaut, wie viele Seiten das Buch überhaupt hat. 384! Schon etwas mehr als die Durchschnittslänge für ein Buch. Die Erzählung lässt sich somit viel Zeit. Das finde ich erfreulich.
Dies scheint ein sehr erzählfreudiges Buch zu sein, dass anhand vieler Einzelheiten beobachtet, das mehr darstellt, als zu verurteilen. Auch die Erzählerperspektive des Großvaters ist sehr gut gewählt – wenn er denn der Erzähler bleibt, was ich begrüßen würde. Auch finde ich gut, dass es um einen kleinen Jungen geht. Denn Glaubensfragen entzünden sich ja oft erst dann, wenn es um Kindererziehung geht.
Ich würde dieses Buch aus mehreren Gründen gerne gewinnen. Erstens hat mir das Erzähltempo und die Bildhaftigkeit sehr gut gefallen. Und ich glaube, dass das Buch seinem Thema gerecht werden kann. Alles rund um Glauben interessiert mich sehr.