Berührend schrecklich

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raschke64 Avatar

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Lyle und Peg sind Mitte 70. Sie konnten keine Kinder bekommen und so war es ihr größtes Glück, ein Mädchen adoptieren zu können. Shiloh bekam jeden Wunsch erfüllt, doch in der Pubertät suchte sie nach ihrer richtigen Mutter. Immer mehr wandte sie sich von ihren Adoptiveltern ab und mehrere Jahre lang hatten sie kaum Kontakt. Dann wird Shiloh schwanger und kehrt zurück zu ihren Adoptiveltern. Inzwischen ist der Enkel Isaac 5. Und der ganze Stolz der Großeltern. Er wird von ihnen sehr geliebt. Doch Shiloh wendet sich einer Freikirche, mehr einer Sekte, zu und für Isaac wird das ganze lebensbedrohlich.

Das Buch ist berührend und schrecklich zugleich. Berührend, wie gut diese Familiengeschichte beschrieben ist. Wie sehr sich die Großeltern um den Enkel kümmern und sorgen. Zugleich schrecklich, wie Glaube Menschen verändern kann, wie auch fehlgeleiteter Glaube gefährlich werden kann, wie Menschen dann nicht mehr ansprechbar sind. Ich weiß nicht, wie ich in einer solchen Situation reagiert hätte, vermutlich wäre Shiloh für mich nicht mehr annehmbar gewesen. Schrecklich, dass die Geschichte so enden muss, denn sie ist nach einer wahren Begebenheit geschrieben. Dass in der heutigen modernen Zeit eigentlich moderne Menschen so etwas zulassen, ist für mich unverständlich. Dem Autor ist allerdings etwas gelungen, nämlich ein sehr gut lesbares Buch zu schreiben trotz des schwierigen Themas. Anfangs war für mich vieles ein wenig zu theoretisch, doch ab dem zweiten Kapitel – das Buch ist in Jahreszeiten unterteilt – ist man völlig drin in der Geschichte. Ich bin Atheist und daher ist für mich dieser bedingungslose Gehorsam unter einen „angeblichen“ Gott nicht nachvollziehbar. Doch in meinen Augen ist Glauben eine private Sache, die jeder für sich selbst entscheiden muss und soll. Nur wenn Glauben anderen Leuten Schaden zufügt, ist er für mich nicht mehr vertretbar. Ein wirklich gut lesbares Buch.