Ein eindringlicher Familienroman der etwas anderen Art

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miriam0000 Avatar

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Das Ehepaar Lyle und Peg ist überglücklich, dass ihre einzige Tochter und ihr fünfjähriges Enkelkind Isaak so viel Zeit mit ihnen verbringen. Sie fühlen sich wieder jung und es lässt sie teilweise die Problem vergessen, die mit dem Altwerden im Allgemeinen verbunden sind. Doch schnell trübt sich das familiäre Glück, denn es wird klar: Die Glaubensgemeinschaft, der sich Tochter Shiloh verbunden fühlt, ist radikaler als Lyle und Peg dachten.
„Ein wenig Glaube“ beginnt wie ein typischer Familienroman, der auf dem Land spielt: Der Leser lernt den alternden Lyle, den lebensfrohen Isaak, den religiösen Charlie und den sturren Hood kennen. Die Idylle der kleinen Apfelbaumfarm, des Pfarrhauses und des kleinen Gartens der Eheleute zieht einen sehr schnell in den Bann und versetzt einen direkt in die Handlung mit rein. Doch schnell wird klar: irgendetwas stimmt nicht. Der Roman steuert dabei sehr subtil und ohne es direkt anzusprechen, auf eine große Katastrophe zu, wodurch die Erzählung sehr spannend wird – ohne, dass überhaupt viel passiert. Stattdessen schwebt die Bedrohung immer über dem Alltagsgeschehen – was auch sprachlich sehr gut von Butler umgesetzt wird. Zunächst noch Kleinigkeiten, werden die Anzeichen immer deutlicher.
Dabei folgt der Leser in erster Linie Lyle und seinen Gedanken, auch die anderen Personen werden in erster Linie aus seiner Sicht geschildert. Konfliktpotentiale ergeben sich auch daraus, dass Lyle überhaupt nicht glaubt: Während Peg noch versucht, ihre Tochter zu unterstützen, auch wenn sie einige Aspekte nicht gut heißt, zieht sich Lyle durch seine ablehnende Haltung immer weiter von Shiloh zurück.
Auch wenn die Beschäftigung mit dem Glauben Shilohs im Mittelpunkt steht, thematisiert der Roman auch viele weitere alltägliche Probleme und Nebengeschichten, wie christlicher Glaube, Krankheit und Tod. Besonders gut hat mir dabei die atmosphärische Sprache gefallen, sodass man fast das Gefühl hat, mit Lyle auf der Apfelplantage zu arbeiten. Auch die Story – und insbesondere das Ende –, welche zudem auch auf einer wahren Geschichte basiert, ist trotz der teilweise mageren Handlung wirklich fesselnd.