eine bittersüße Familiengeschichte um das Thema Glaube

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mrs-lucky Avatar

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Nickolas Butlers aktueller Roman „Ein wenig Glaube“ widmet sich einem schwierigen Thema. Wieviel Glaube braucht der Mensch? Was macht den Glauben eigentlich aus, wo sind seine Grenzen? Butler lotet diese Fragen auf sehr sensible Weise aus anhand einer besonderen und teils schmerzlichen Familiengeschichte im ländlichen Wisconsin.
Der 65-jährige Lyle Hovde führt mit seiner Frau Peg ein geruhsames Leben und eine harmonische Ehe. Lyle ist der Natur sehr verbunden und strahlt eine große Ruhe aber auch Offenheit aus. Seine Ehe mit Peg wurde auf eine große Probe gestellt, als sie den Tod ihres nur wenige Monate alten Sohnes verkraften mussten. Lyle hat zu dieser Zeit seinen Glauben an Gott verloren, ist seiner Frau zuliebe jedoch der örtlichen Kirchengemeinde treu geblieben und und findet Frieden in dem sonntäglichen Ritual des Kirchenbesuchs. Lyle ist glücklich, als ihre Tochter Shiloh nach einer Zeit der Entfremdung mit ihrem 5-jährigen Sohn Isaac nach Hause zurück kehrt. Die Idylle bekommt jedoch einen Riss, als Peg und Lyle erkennen, dass Shiloh zunehmend unter den Einfluss einer religiösen Sekte und ihres charismatischen Anführers und Pastors Steven gerät, den Lyle schnell als Scharlatan entlarvt.
Peg und Lyle sind besorgt, als Steven Shiloh davon überzeugt, dass Isaac ein Glaubensheiler sei und er den Jungen benutzt, um neue Gemeindemitglieder anzuziehen und Spenden für die Kirche einzutreiben. Dennoch versucht Lyle zunächst die Situation zu akzeptieren, um seine Tochter nicht wieder zu verlieren, doch dann eskaliert die Lage und Lyle sieht sich zum hHandeln gezwungen.
Obwohl der Roman in einem leichten Ton erzählt wird, wiegt das Thema umso schwerer. Lyle ist die Schlüsselfigur, er setzt sich bewusst mit seinem Glauben und dem seiner Mitmenschen auseinander. In dem Maße, in dem er seinen eigenen Glauben infrage stellt und in Grenzsituationen gerät, beginnt man auch als Leser über diese Fragen nachzudenken und seine eigene Position zu reflektieren.
Schon in anderen seiner Romane hat mich Nickolas Butlers Stil begeistert, in einfache Worte und Geschichten derart viel Gewicht zu legen. Viele Szenen wirken intensiv nach, die Mischung aus bodenständigen Charakteren und philosophisch anmutenden Fragen machen den Charme und die Kraft der Geschichte aus, das ist eine Erzählkunst, die mich begeistert und gleichzeitig sehr nachdenklich stimmt.