Glaube, Liebe, Hoffnung

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elohym78 Avatar

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Der fünfjährige Isaac ist für seine Großeltern Peg und Lyle Hovde der Mittelpunkt ihres Lebens. Sie verwöhnen den Kleinen und unterstützen damit ihre Tochter Shiloh, die neu Fuß fassen möchte. Doch statt eines geregelten Lebens, tritt Shiloh dem Bund des Flusstälerlandes bei, einer Art Sekte, und entfernt sich somit von ihren Eltern. Schlimmer, entzieht den beiden ihren Enkelsohn. Eigentlich sollte Glaube ein Brückenbauer sein, der liebt, vergibt und verzeiht; bis dahin ist der Weg allerdings ziemlich weit.

Das Cover zeigt die Landschaft Wisconsins, wie sie im Spätsommer, kurz vor einem Gewitter unter der Hitze leidet. Die Natur bebt förmlich vor Erwartung des drohenden Gewitters; während sich am Himmel die Wolken immer mehr aufbäumen, scheint am Boden die Zeit still zu stehen. Weder das Gras, noch die Bäume bewegen sich, alles wartet, was da wohl kommen mag. Ich finde das Bild wunderbar zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es viel verspricht, in ständiger Erwartung ist und gleichzeitig Geborgenheit und Stabilität vermittelt. Egal was kommt, es geht auch wieder und alles bleibt beim Alten, in Veränderung.

Selten habe ich einen Autor erleben dürfen, der so viel Innigkeit, so viel Wärme aus seinen Zeilen sprechen lässt, wie Nickolas Butler. Fast hatte ich das Gefühl, er berührt meine Seele. Wunderschön!
Der Autor berichtet von der Familie Hovde. Lyle und Pegs Lebensmittelpunkt ist ihr Enkelsohn Isaac, der mit seinen fünf Jahren gerade die Welt entdeckt. Getragen, gehalten und beschützt von seinen Großeltern und eben mit dieser innigen Liebe, die nur Großeltern zu geben vermögen. Gleichzeitig unterstützen sie ihre Tochter Shiloh, die sich in einen Prediger verliebt und einen Weg einschlägt, der ihren Eltern teils verschlossen bleibt. Während Peg ihrer Tochter zu liebe sich dem Bund des Flusstälerlandes zumindest anzunähern versucht, wehrt sich ihr Vater Lyle. Doch manchmal ist der Glaube nicht nur ein Glaube an eine höhere Macht, sondern auch ein Brückenbauer und Händereicher.
Ich finde es sehr interessant, wie einfühlsam sich Nickolas Butler mit diesem Thema auseinandersetzt. Er wertet wenig, lässt mir Raum zum Denken, zum Fühlen und Entscheidungen zu treffen und auch zum (ver-)urteilen. Gerade Glaube ist ein schweres Thema in unserer heutigen Zeit, dabei sollte es leicht und schwerelos sein. Denn wer wirklich an Gott, eine höhere Macht oder wie auch immer glaubt, ist frei von Hass und Hetze, sondern voller Verständnis für seine Mitmenschen und offen für neues. Nur wer nicht glaubt, kann Gewalt predigen, egal in welcher Form.

Aber es ist auch ein Buch über Freundschaft, Liebe und Verständnis, das mich tief bewegt hat. Ein Buch über das Leben wie es sich überall auf dieser Welt abspielt; von Hoffnungen und Enttäuschungen.

Mein Fazit
Bewegend und wunderschön. Ein Buch, für das man Zeit braucht.