Glaube und Fanatismus

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rosenfreund Avatar

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Der neue Roman von Nickolas Butler basiert auf einer wahren Geschichte aus dem Jahre 2008. Der Protagonist Lyle Hovde wohnt mit seiner Frau Peg im ländlichen Wisconsin., ein US-Bundesstaat mit vielen nordeuropäischen Einwandern und folglich religiöser Hinsicht vom Protestantismus geprägt. Wie in den meisten US-Gegenden gehört für seine Familie der sonntägliche Kirchgang zum pflichtretual der Familie, ob sie nun glauben oder nicht. Aber , was auch typisch für die USA ist, gibt es in diesem Land viele Freikirchen und Sekten. Als ihre Adoptivtochter, Shiloh, nach einer ausgeflippten Jugend ohne Interesse an ihren Eltern, als alleinerziehende,arbeitslose Erwachsene mit ihrem Sohn in ihr Elternhaus zurückkehrt, wird ihre sehr starke Wesensänderung deutlich, denn sie hat sich einer Sekte angeschlossen und verlobt sich mit deren zwar charismatischen, aber fanatischen Prediger der Shiloh völlig beherrscht, ihren 5-jährigen Sohn als Heiler ausbeutet und auch von den Großeltern Teilnahme an den oftmals 3-stündigen Gottesdiensten verlangt.
Aber Lyle kann und will dessen Machenschaften nicht nachgeben, zumal man versucht, ihm das geliebte einzige Enkelkind zu entfremden. Seine Tochter bricht jedoch mit ihrem Vater. Das schreckliche Ende bleibt verschwommen und unvorhersehbar.
Der Roman ist in die 4-Jahreszeiten eingeteilt, und macht Lyels Naturverbundenheit deutlich. Landschaftsschilderungen in teilweise poetischer Sprache wechseln mit den realen Handlungen ab.
Der ausdrucksstarke Schreibstil charakterisiert die Figuren sehr gut und lässt deren Gefühle nachvollziehen. Die enge Bindung Lyels an seinen Jugendfreund Hoot, Pastor Charlie und die Besitzer der Obstplantage machen seine starke Zuneigung anderen Menschen gegenüber deutlich.
Dieser Roman ist ein stilles Buch, das zum Nachdenken anregt, es hat einen großen Realitätsgehalt, indem es Schicksalsschläge, Konflikte und Identitätskrisen darstellt, die realitätsnah sind.
Es ist nichts für typische Krimileser, hat mir aber die Hovdes als einen Menschenschlag nähergebracht, den ich in Wisconsin des öfteren kennengelernt habe. Daher volle Punktzahl.