Glaubenskampf

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heroemil Avatar

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Den Autor Nickolas Butler kannte ich bisher nicht, aber laut Klappentext ist „Ein wenig Glaube“ sein bislang bestes Buch. Ein schmerzhaft-schöner Familienroman, der die Macht und die Grenzen des Glaubens mit besonderem Feingefühl erkundet. Und genau das ist der Roman, der zum Teil auf eine wahre Begebenheit beruht.
Der Roman beschreibt das sehr beschauliche Landleben im Mittleren Westen der USA und das Leben des Ehepaares Lyle und Peg Hovde mit ihrem fünfjährigen Enkel Isaac. Ihr gemeinsamer Sohn wurde den beiden schon wenige Monate nach der Geburt, wie Lyle sagt „aus den Armen der Mutter gerissen.“ Eine Wendung ihres Schicksals erfahren sie durch Shiloh, die das Ehepaar später adoptiert.
Und Shiloh schenkt ihnen Isaac, ihren Enkel, den sie sehr lieben. Er bringt wieder Leben in die Familie, das alle sehr genießen.
Der Autor versteht es, das gemeinsame Leben mit dem Jungen auf wunderbare Weise zu beschreiben. Die Freude, dem Jungen als Großvater das zu bieten, was ihm als Vater versagt blieb, ist mit jedem Satz spürbar.

Die Geschichte versetzt mich als Leser von Anfang an in eine wunderbare Welt, die geprägt ist von Toleranz und Liebe. Da ist der schrullige rauchende und Bier trinkende, aber liebenswerte Freund Hoot, das Ehepaar Otis und Mabel Haskell und nicht zuletzt sein Freund aus Kindertagen Charlie, der Pastor der Kirchengemeinde, mit dem er Fragen des Glaubens, den er seit dem Tod seines Sohnes verloren hat, besprechen kann.
Getrübt wird diese Idylle, als sich Shiloh einer Glaubensgemeinschaft anschließt, die sie und ihren kranken Sohn Isaac völlig vereinnahmt. Lyle erkennt die Gefahr und unternimmt alles, den Enkel zu retten.
Faszinierend wie der Autor, ohne zu polarisieren, Lyle´s Glaubenskampf verarbeitet. Der Leser wird gar nicht versucht, die Protagonisten und ihre Handlungsweise zu verstehen. Er überlässt ihnen, die Frage ihres Glaubens zu klären.

In einfühlsamen Worten habe ich als Leser teilgenommen am Leben der Protagonisten, und die wunderbaren Bilder der beschriebenen ländlichen Idylle werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.