Schönes, ruhiges Buch, aber ...

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mandel61118 Avatar

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Lyle und Peg, beide um die 60, führen ein geruhsames Leben im dörflichen Wisconsin. Ihre Adoptivtochter Shiloh wohnt vorübergehend mit dem 5jährigen Enkel Isaac bei ihnen, bis Shiloh, die einer sehr strengen Religionsgemeinschaft angehört, sich in den charismatischen, aber heuchlerischen Prediger Steven verliebt und mit ihm zusammenzieht.
Mit Sorge betrachten Lyle und Peg, wie Shiloh immer weiter in den Sog der Sekte gerät....

Das Buch liest sich schön, die Sprache ist poetisch und sehr detailreich. Der gemächliche Lesefluss passt zu der ländlichen, ruhigen Gegend, in der das Ganze spielt.
Die Personen sind allesamt sehr sympathisch, außer Tochter Shiloh, deren Verhalten man beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Dass sie selbst dann nicht aufwacht, als ihr Sohn krank wird, ist kaum zu glauben.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Lyle erzählt, der einem mit seinen Ecken und Kanten richtig ans Herz wächst, genauso wie seine Freunde Hoot und Charlie. Wie die drei sich umeinander kümmern, ist sehr berührend dargestellt.

Die ersten hundert Seiten waren mir einfach zu lang und zu langatmig, bis es dann endlich wirklich losging. Aber auch dann blieb das Geschehen so ruhig wie am Anfang. Ich denke, man hätte das Thema Sekte noch viel eindringlicher darstellen können. So wurde es auch auf den letzten fünfzig Seiten etwas spannender, jedoch war mir das trotzdem noch zu lau.

Eigentlich ein sehr schön und anspruchsvoll geschriebenes Buch, welches sich aber in langen, nebensächlichen Einzelheiten verliert (Entladen der Äpfel am Supermarkt, Rettung der Apfelbäume) und viele Gelegenheiten verschenkt, tiefer in die Thematik einzutauchen.