Tiefgreifende Erzählung

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avila Avatar

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Lyle liebt seinen Enkel über alles. Egal wohin er geht, er nimmt ihn überall hin mit. Genauso vergöttert Isaac seinen Großvater und liebt die gemeinsamen Abenteuer. Doch seine Tochter Shiloh schließt sich einer Sekte an und so driftet sie immer weiter von Lyle weg – und nimmt ihren Sohn mit sich.

Dieses Buch wird aus Lyles Sicht geschildert und es passiert gar nicht mal so viel, aber was passiert, wird dafür umso eindrücklicher erzählt. Nickolas Butler wählt einen sanften, einfühlsamen Erzählstil, der gut zur Geschichte und zu Lyle passt. Lyles Gedanken befassen sich intensiv mit Liebe und Glaube. Liebe für seine Tochter, seinen Enkelsohn und zu Gott. Genauso wie Glaube an seine Tochter, seinen Enkelsohn und zu Gott. Dabei schafft Butler einen Spagat zwischen Glauben und Nichtglaube, ohne das eine zu überhohen oder das andere abzukanzeln. Dadurch entsteht ein intensiver Roman, der sich mit einer hohen Empathie diesem schwierigen Thema nähert. Meinen Geschmack hat Butler damit vollkommen getroffen, weil er weder rührselig noch reißerisch erzählt.
Auch die Charaktere kann man nahezu erspüren, allen voran natürlich Lyle. Aber auch seine Frau Peg und Isaac werden gut skizziert. Ein wenig fremd bleibt mir allein Shiloh. So ganz wird nicht deutlich, wieso sie sich dieser Glaubensgemeinschaft anschließt und was sie zur Abwendung ihres Vaters führt. Aber vielleicht wäre es auch schwierig, die Geschichte aus Lyles Sicht anders zu erzählen. Zudem ist es von Anfang an nicht Butlers Intention Verständnis für Menschen wie Shiloh zu entwickeln, sondern eher aufzuzeigen, wie gefährlich Sekten sein können. Auch wenn die Sprache da nicht verurteilt, so spricht die Handlung dann doch für sich.
Ich kann diesen Roman nur empfehlen, wenn man etwas sucht, das auch mal ergreifend und tief sein darf.