Über die Kraft des Glaubens und der Familie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
jule_liest Avatar

Von

Rezension zu „Ein wenig Glaube“ von Nickolas Butler
Von Beginn an fällt der blumige Schreibstil auf, der sich gut lesen lässt. Er unterstreicht die liebevolle Art der Großeltern Lyle und Peg Hovde und steht gleichzeitig im Kontrast zu den dramatischen Ereignissen, die sich so nicht nur dramatisch liest, sondern immer wieder auch die kleinen Freuden des Lebens betont, vor allem durch die Liebe Pegs zur Natur.
Die Figuren überzeugen, da sie realistisch gestaltet sind. Gerade bei dem Ehepaar Hovde, den Großeltern Isaacs, hat der Leser das Gefühl, es könne sich um die Nachbarn handeln. Gut verarbeitet ist auch der tiefe Religiosität ihrer Adoptivtochter Shiloh. Auch wenn es zunächst schwer vorstellbar ist, wie ein erwachsener Mensch sich so von einer Glaubensgemeinschaft vereinnahmen lassen kann, schafft der Autor es, sie nicht wahnsinnig wirken zu lassen. Auch durch die Beschäftigung der Eltern mit ihrer Entwicklung wird deutlich, dass sie in der Gemeinschaft etwas gefunden hat, was ihr halt gibt. Eine Nachvollziehbarkeit seitens der Leser entsteht dadurch nicht, aber man kann Shiloh als Figur in ihrem Denken und Handeln für sich einordnen.
Der Roman überzeugt auch durch die Nebencharaktere wie z.B. Charlie, der beste Freund Pegs, der als protestantischer Pastor in der Gemeinde tätig ist. Durch Gespräche mit ihm erhält der Roman eine gewisse Tiefe und regt zum Nachdenken darüber an, was die Religion für einen Menschen sein kann und wie sie gelebt werden kann, aber nicht muss.
Am Ende bleibt ein Roman über Glaube und Irrglaube, über Familienzusammenhalt und das Füreinander-Da-Sein zwischen Freunden. Auch wenn an einigen Stellen etwas mehr Spannung und Tiefgang schön gewesen wäre, ist „Ein wenig Glaube“ ein toller Roman, den ich nur empfehlen kann.