Was kann und darf der Glaube

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buecherfan.wit Avatar

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Im Mittelpunkt von Nickolas Butlers drittem Roman steht eine Familie, die nach friedlichen und glücklichen Jahren eine schwere Krise durchlebt. Lyle und Peg, Mitte 60, leben in einer Kleinstadt im ländlichen Wisconsin an der Grenze zu Minnesota. Sie konnten nach dem Tod ihres Sohnes Peter im Alter von 9 Monaten keine weiteren Kinder bekommen und adoptierten drei Jahre später das Mädchen Shiloh . Shiloh war immer schwierig und verließ das Elternhaus direkt nach dem Schulabschluss. Jahre später kehrt sie mit ihrem 5jährigen Sohn Isaac zu den Eltern zurück. Lyle und Peg sind sehr glücklich, Shiloh und den liebenswerten kleinen Jungen bei sich zu haben. Shiloh hält ihre Eltern noch immer auf Abstand, aber die Situation verschärft sich, als sie in die Fänge einer Sekte gerät und dem charismatischen Prediger Steven verfällt. Ihrer Tochter zuliebe besuchen die Eltern die Gottesdienste in einem ehemaligen Kino und ertragen stundenlange mit Inbrunst vorgetragene Predigten. Der dubiose Steven ist den Eltern nicht nur als Schwiegersohn, sondern vor allem deshalb nicht geheuer, weil er das Kind zum Heiler deklariert und für seine Zwecke instrumentalisiert. Kritisch wird es, als Isaac während eines Wochenendes bei den Großeltern an Diabetes erkrankt. Shiloh gibt dem Vater die Schuld. Durch seinen Unglauben sei er vom Teufel besessen und habe seinen Enkel krank gemacht. Lyle darf Isaac nicht mehr sehen. Die Dinge steuern unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu.
Butler zeichnet das Bild einer engen dörflichen Gemeinschaft, wo jeder jeden seit der Kindheit kennt, wo Freude und Schmerz geteilt werden und Hilfe nie verweigert wird. So steht Lyle dem Freund Hoot bei, der unter Krebs im Endstadium leidet und pflegt engen Kontakt zu seinem alten Freund Charlie, dem Pastor der lutherischen Gemeinde. Die Hochschätzung von Freundschaft, Gemeinschaft und Familie bildet einen starken Kontrast zu dem religiösen Fanatismus der Sektenanhänger, die um ihrer Ideologie willen das Leben von Menschen gefährden. Immer wieder werden Glaube und Zweifel thematisiert, so dass auch der Leser seine eigene Einstellung dazu überprüft. Am Ende gibt es einen dramatischen Höhepunkt mit halboffenem Ausgang, den jeder je nach persönlicher Einstellung für sich deuten kann.