Wenn Glaube zur Gefahr wird

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smilingkatinka Avatar

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Dieses Buch beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle spielt dort mit seinem Enkel, bevor die zwei den Grabstein des als Kleinkind verstorbenen ersten Kindes Lyles und Pegs säubern. Diese Szene hat in mir absolute Begeisterung für das Buch geweckt, denn zum Einen beschreibt sie Friedhöfe auf eine mir sehr angenehme Art, als friedvolle Orte der Begegnung, zum anderen wird Lyle und auch sein Enkel Isaac sehr herzlich eingeführt. Lyle ist ein bodenständiger Mann, herzensgut, hart arbeitend, wie ich es von meinem Großvater her kenne. Er kümmert sich nicht nur aufopferungsvoll um seinen schwerkranken Freund Hoot, sondern eben auch um seinen Enkel Isaac, der mit seiner Mutter bei den Großeltern lebt.

Isaacs Mutter Shiloh, die von Lyle und Peg adoptiert wurde, ist streng gläubig, aber gehört nicht der Kirche ihrer Eltern an, sondern hängt mit Leib und Seele an einer kleinen Glaubensgemeinschaft, die ihr Leben völlig in Anspruch nimmt. Lyle und Peg müssen sich bald fragen, wie weit Glaube gehen darf und wann sie einschreiten müssen, um Kind und Enkel zu retten.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist das ganze Drumherum. Nicht nur das Setting, welches einen geradezu in ein kleines amerikanisches Dorf katapultiert, sondern auch alle Protagonisten, die so wundervoll vielschichtig gezeichnet sind, dass sie vor dem inneren Auge zum Leben erwachen. Gerade Lyle eroberte mein Herz im Sturm und wurde im Verlauf der Geschichte zu einem Freund. Aus diesem Grund leidet und fühlt man auch mit.

Das Thema des Buches ist nicht nur gut gewählt, sondern auch gut umgesetzt.Auch wenn es so scheint, als würden die Menschen immer weniger glauben, so scheinen sie doch einen Anker zu brauchen und suchen diesen in gefährlichen religiösen Randgruppen. Das müssen nicht unbedingt die bekannten Sekten sein, sondern können tatsächlich auch kleine Glaubensgemeinschaften sein. Hier wird sehr eindringlich beschrieben, wie gefährlich diese Gemeinschaften sein können, wenn sie sich völlig abkapseln. Thema dieses Buches ist die Geistheilung, die schon vielen Menschen und vorallem Kindern das Leben gekostet hat, da man sich auf den Glauben verlassen hat und medizinische Hilfe ablehnte. Rational gesehen wissen wir alle, wie, ja, dämlich dies doch ist, aber es gibt eine Szene im Buch, da möchte man am liebsten selbst an ein Wunder glauben und merkt plötzlich, dass man an eine der Stellschrauben gelangt ist, an der Mitglieder dieses Glaubens drehen, um neue Jünger zu rekrutieren.

Dieses Buch hat mich durch seinen Stil, seinen Inhalt und seine Figuren von Anfang bis Ende begeistert.