Wie weit darf man im Namen von Glauben gehen?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
insta.amreading Avatar

Von

Ein wenig Glaube beginnt ganz still mit der Schilderung mitten aus dem Leben in einer ganz normalen ländlichen Kleinstadt in Wisconsin, dem Ehepaar Lyle und Peg in ihren "goldenen Jahren", ihrem Enkel Isaac, und dann ist da noch Hoot, der etwas skurille Nachbar und Freund von Lyle. Das Leben ist einfach, geprägt von Alltag, Routine, weiten Landschaften... und Eiscreme für Isaac. Unruhe kommt in die harmonische Szenerie als Shiloh, die Adoptiv-Tochter der Hovdes und Isaacs Mom, immer stärker Anzeichen von religiösem Fanatismus aufweist. Lyle, der seit dem Tod seinen Sohnes mit seinem eigenen Glauben hadert, muss bald um das Leben seines Enkel kämpfen.

Butler schafft ein sehr emotionales Familien-/Generationsdrama, das über ein Kalenderjahr mit wechselnden Jahreszeiten angelegt ist. Wie die Jahreszeiten verändern sich auch die Familienmitglieder und ihr Verhältnis untereinander.

Der Roman ist ungeheuer kraftvoll und aufwühlend, auch (oder gerade) wegen der eher ruhigen Erzählweise und ohne Schwarz-Weiß Malerei, dafür aber mit viel Empathie. Für mich war es wahrscheinlich deswegen noch etwas eindrucksvoller, weil ich mein Auslandsstudienjahr in LaCrosse verbringen durfte, mir also einiges aus dem Roman bekannt vorkam. Insgesamt ist das Thema von unreflektiertem, blinden Glauben für mich sehr interessant und mitreißend transportiert worden. Wahrscheinlich treibt es LeserInnen die Wutröte ins Gesicht, im Mindestfall regt es zum Nachdenken an, wie weit man im Namen des Glaubens gehen darf. Ein toller Roman, den ich uneingeschränkt weiterempfehlen werde.