Wo endet der Glaube und beginnt der Aberglaube?

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petris Avatar

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Lyle und Peg Hovde blicken auf ein erfülltes, aber nicht einfaches Leben zurück. Sie sind liebevolle Eltern und Großeltern, ihrem Umfeld gute Freunde, klug, freundlich und fleißig. Seit einer Weile lebt ihre Adoptivtochter Shiloh mit ihrem Sohn Isaac wieder bei ihnen. Sie vergöttern ihren Enkelsohn und unterstützen die Tochter, wo es nur geht.
Shiloh ist während ihres Studiums gläubig geworden und auch hier bei den Eltern schließt sie sich einer evangelikalen Kirche rund um den Pastor Steven an. Ihr zu Liebe gehen auch die Eltern mit zum Gottesdienst, sie sind skeptisch, auch wenn Steven eine wirklich außergewöhnliche Person zu sein scheint.
Sorgen macht ihnen besonders, dass auch ihr Enkel Isaac in die Fänge der Sekte gerät. Der Pastor behauptet, Isaac hätte heilende Kräfte, die Großeltern sind nicht sicher, ob Isaacs Diabetes, die früh festgestellt wird, auch ordentlich medizinisch behandelt wird. Sie versuchen alles, um Shiloh und Isaac nicht ganz zu verlieren. Wird ihre Liebe reichen?

Doch es geht nicht nur um die tragisch-schöne Familiengeschichte, sondern auch um ihr ganzes Umfeld. Liebevoll, einfühlsam, ohne die Menschen zu Heiligen zu machen, er lässt ihnen ihre Fehler, Ecken und Kanten, erzählt Butler das Umfeld von Lyle und Peg. Da ist einmal Lyles bester Freund Hoot, ein liebenswerter Einzelgänger und wirklich guter Freund. Als er an Lungenkrebs erkrankt sind sie für ihn da und nützen die Zeit, die ihnen noch bleibt. Eine Figur, die mich sehr berührt hat, ist der Pastor Charlie, er ist Oberhaupt der heimischen Kirchen, ein gläubiger, aber bodenständiger Mann und guter Freund von Lyle. Was er über Glauben zu sagen hat, wie unaufdringlich er seinen Glauben lebt, das ist sehr schön erzählt. Er ist so etwas wie das Gegenteil des Blenders Steven.

Butler gelingt es hervorragend zu vermitteln, was die Faszination des Sektenführers ausmacht. Er ist attraktiv, charismatisch, kann begeistern und vor allem blenden. Selbst als LeserIn, die ja weiß, dass es nicht gut enden wird, hofft man zwischendurch, dass er tatsächlich so etwas wie ein Heiliger ist. Fast hat er einen um den Finger gewickelt. Und freut sich richtig, wenn dann die Fassade Löcher bekommt.

Ein wenig Glauben habe ich sehr nachdenklich beendet. Wo ist die Grenze zwischen Glauben und Aberglauben? Wie stark ist die Macht der Familie wirklich, wenn die Kinder in die Hände von Scharlatanen gelangen?

Eine tragisch schöne Familiengeschichte, die ich mit großer Freude gelesen habe und die noch lange nachwirken wird.