klar, geheimnisvoll, geradlinig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gracejones Avatar

Von

Das "wilde Herz" von Charlie Beale wirkt im ersten Moment gar nicht wild. Charlie ist kein Mann der vielen Worte und darüber hinaus sehr genügsam. Er besitzt zwei Koffer, deren Inhalt ihm das Überleben sichern und kommt unversehens in ein kleines Örtchen. Man weiß nicht woher er kommt, man ahnt kaum, was er will. Charlie selbst sagt "zur Ruhe kommen" und "ein Heim haben". Man fragt sich was er schon alles erlebt haben mag, dass er sich nun mit einer Kleinstadtexistenz bescheiden möchte.
Und dann sind da noch die Messer. Ein Set bestehend aus vielen scharfen Messern führt Charlie mit sich. Und damit umzugehen weiß er auch. Durch seine geradlinige, selbstbewusste Art nimmt ihn der Metzger unter seine Fittiche. Vor allem, da Charlie nicht einmal Geld haben möchte für seine Arbeit.
Der geheimnisvolle Fremde wird jedoch mit einem Schlag greifbar und erhält erstmals wirklich menschliche Züge, als die schöne Sylvan eines Tages im Metzgerladen steht. Eine Frau, die augenscheinlich nicht aus dem kleinen Städtchen kommt. Charlie wird in ihrer Anwesenheit nervös, erstarrt förmlich unter ihrem Blick und kann denselben auch nicht abwenden. Der gefasste, einfach gestrickte Mann verliert die Fassung.
Was im ersten Moment fast ein wenig schade ist, denn das Mysthische, das ihn umgibt, steht Charlie gut. Nun ist Sylvan die Faszinierende Figur in diesem Stück, sie ist diejenige, die Rätsel aufgibt. Warum kommt sie in die Metzgerei, wenn sie eigentlich gar nichts kaufen möchte?

Dies alles, vor allem die vielen Fragezeichen, die sich mit beinahe jedem Satz anhäufen, bietet bereits Material für eine hochexplosive Story. Der Titel selbst verspricht ja bereits ein "wildes Herz" und beide Protagonisten versprechen nach dem ersten Eindruck ihrerseits, diese Wildheit in sich entfachen zu können. Auch der Schreibstil passt gut ins Geschehen: klar und ohne Schnörkel sagt der Text, was er zu sagen hat und treibt so die Handlung immer weiter. Kein Stocken, kein Pausieren erlaubt dem Leser sich im Detail zu verlieren. Der Blick bleibt aufs Wesentliche beschränkt. Umso intensiver ist die Erfahrung, wenn die Geschehnisse der Handlung derart auf den Leser einprasseln. Eine Geschichte, die das Leben schrieb. Pur und unverfälscht. Glaubhaft und unglaublich zugleich. Und damit: interessant.