Auf der Suche nach Heimat

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murksy Avatar

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In der verschlafenen Kleinstadt glauben die Menschen an Gott. Was die Prediger sagen, ist Gesetz. Jeder kennt seinen Platz. Die Weißen genauso wie die Schwarzen. Nichts stört das Landleben. Bis eines tage ein Fremder auftaucht. Er schlägft draußen am Fluß, wandert tagsüber durch die Stadt, redet nicht. Charlie Beale, so heißt der Fremde, stellt sich eines Tages beim Metzger vor und bittet um Arbeit. Obwohl der Mann kaum genügend für sich zu tun hat, will er seine Frau Alma fragen. Er lädt Charlie zum Essen ein. Die Frau begrüßt in herzlich und von diesem Tag an, arbeitet Charlie für den Metzger. Keiner zerlegt Fleisch so gekonnt wie er, niemand schlachtet die Tiere so sanft. Die Kundschaft ist begeistert. Charlie bleibt zurückhaltend aber freundlich. Was er wirklich sucht, weiß niemand. Charlie will ein Zuhause, will Heimat. Also kauft er sich ein Haus, kauft nach und nach Land. Sehr zum Missfallen des reichsten Mannes der Stadt, Boaty. Der dicke Mann ist unbeliebt, kauft sich Einfluss und Respekt. Genauso, wie er auch seine Frau als junges Mädchen einfach aus einem Tal gekauft hat. Sie lebt in einer Traumwelt, jung und schön, wie sie ist, träumt sie von Hollywood. Das Kino ist ihre Welt, Kleider ihre Leidenschaft. Und die läßt sie sich ausgerechnet von einer schwarzen Frau nähen. Doch diese Eigenarten werden geduldet. Währenddessen wird Charlie zum großen Vorbild von Sam, dem Sohn des Metzgers. Als eines Tages Charlie seine Baseballkünste vorführt, wird er für Sam zum Helden. Sam zuliebe kauft sich Charlie sogar einen Hund, nimmt den Hund überall hin mit. Doch eines Tages sieht Charlie die junge Frau, verliebt sich in sie und will sie haben. Eines Tages hält er mit dem Pick up vor ihrem Haus, Sam wartet im Auto. Es beginnt eine leidenschaftliche Affäre. Jede Woche am Mittwoch fährt Charlie zu ihr. Nach und nach wird das auch für Sam zur Gewohnheit. Er wartet immer brav in der Küche, während Charlie mit der Frau "redet". Eines Tages jedoch betritt Sam das Liebesnest, sieht die Menschen nackt und versteht nicht, was passiert. Als an Sams Geburtstag ein Unglück passiert, Charlie dem Jungen das Leben rettet, wird er zum Helden. Doch langsam sickern die Gerüchte um die Liebschaft durch, sogar der gehörnte Ehemann hört von der Sache und schmiedet einen Plan. Eines Tages bezichtigt die junge Frau Charlie der Vergewaltigung. Das Drama steuert auf das tragische Finale zu...

Goolrick ist ein Magier. Mit Worten beschreibt er treffend das Kleinstadtleben, schildert die verzweifelte Suche Charlies nach Glück und seinem Streben danach, ein guter Mensch zu sein genauso exakt wie die Hoffnungen und Träume der jungen Frau, ein Hollywood-Girl zu sein. Goolrick beobachtet genau, läßt jede Person so echt und nah erscheinen, dass man sich in das Jahr 1948 zurückversetzt fühlt. Das Buch ist ein großer amerikanischer Roman, das Streben nach Glück in Perfektion dargestellt. Die Menschen jagen ihrem Traum hinterher, hoffnungslos aber verzweifelt. Die damalige Zeit hat keinen Platz für Wunder. Was die Menschen geduldet hätten, lassen die Prediger nicht zu. Von ihrem Kanzeln herab verstossen sie letztendlich Charlie, denn was nicht sein darf, kann nicht sein. Charlie wird letztendlich verraten, verliert seine Hoffnung und seinen letzten Halt. Das Buch fesselt durch seine Präsenz und seine bildhafte und präzise Erzählweise. Eines der besten Bücher des Jahres, das mich zutiefst bewegt hat.