Südstaatengeschichte

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herbert grießhammer Avatar

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Eine Kleinstadt, Brownsburg, Virginia USA, im Jahre 1948. Hier spielt sich eine Geschichte ab, die an Dramatik kaum zu überbieten ist. Ein Fremder kommt in die Stadt. Charlie, wie er sich nennt, besitzt offenbar sehr wenig. Da ist ein Pick-Up und ein Koffer mit hochwertigen, scharfen Messern. Dies ist sein Handwerkszeug, er ist von Beruf Metzger. Er besitzt außerdem einen weiteren Koffer, voll mit Bargeld. Woher dieses Geld stammt, ist nicht bekannt.
Charlie heuert in der ortsansässigen Metzgerei an. Seinen Job erledigt er zur Zufriedenheit aller. Er freundet sich mit dem fünf-jährigen Sohn Sam des Ladeninhabers an. Wenn er mit seinem Auto unterwegs ist, dann ist Sam meistens dabei. Charlie fand bald Gefallen daran, Land zu besitzen. So fuhr er herum und kaufte Land. Hier ein paar Äcker, dort Weideland. Er bezahlte immer mit Bargeld aus seinem Koffer.
Boaty Glass, der reichste Mann des Ortes, hat vor drei Jahren eine 17-jährige junge Frau geheiratet. Er selbst ist bereits 48 Jahre alt. Bis dahin war es ihm nicht gelungen, eine Braut zu finden. Er hat deshalb seine Frau Sylvan ihrem Vater, einem armen Bauern kurzerhand abgekauft. Sylvan ist völlig unerfahren. Sie lebt in einer Scheinwelt, die aus Kinohelden und Filmen besteht. Eine junge Schwarze näht ihr schöne Kleider.

Es kommt, wie es kommen muß: Charlie verliebt sich in Sylvan. Jeden Mittwoch fährt Charlie zum Schlachthof um Fleisch zu holen. Dabei nimmt er immer Sam und seinen Hund mit. Auf dem Weg dorthin kommen sie am Haus von Sylvan vorbei. Eines Tages bleibt er vor dem Haus stehen. Sylvan steht auf der Veranda. Er geht zu ihr ins Haus, nimmt Sam mit. Charlie sagt zu Sam, er solle unten in der Küche warten, er gehe nur kurz mit Sylvan in das obere Stockwerk. Was dort geschieht, ist nicht schwer zu erraten. Von nun an wiederholen sich diese Besuche jeden Mittwoch. Charlie und Sylvan verschwinden nach oben, während Sam unten wartet. Sam hört Geräusche der Beiden. Er bekommt Angst. Er schleicht sich nach oben und sieht durch eien Türspalt, wie die Beiden sich lieben. Der Fünfjährige kann das Ganze aber nicht einordnen, er weiß nicht, was da geschieht. Zudem hat ihm Charlie nach seinem ersten Besuch das Versprechen abgenommen, niemanden etwas zu sagen. Charlie möchte, daß Sylvan ihren Mann verlässt. Sie kann nicht, da ihre Familie dann ihr Zuhause verlieren würde. Charlie kennt diese Gründe nicht. Er glaubt, wenn Sylvan finanziell unabhängig wäre, würde sie ihre Meinung ändern. So schenkt er ihr alles Land, das er bisher gekauft hat. Sylvan ist eine reiche Frau.

Irgendwann bekommt der Ehemann Wind von der Sache. Die Beiden fliegen auf. Er zwingt Sylvan, Charlie wegen Vergewaltigung anzuzeigen. Es kommt zum Prozess. Von nun an ist Charlie in der Kleinstadt gebrandmarkt. Die beiden Ortspfarrer tun ein Übriges, die Frauen aufzustacheln. Sein jüngerer Bruder Ned war vor einiger Zeit gekommen, Charlie beizustehen. Doch der Leidensdruck wird für Charlie immer größer. Er fühlt sich auch von Sylvan verraten. Auf der Rückfahrt vom Schlachthof geht er in Sylvans Haus und ersticht sie. Anschließend schneidet er sich selbst dei Kehle durch. Sam, den er mitgenommen hatte, wird Zeuge dieser Bluttaten. Als Mörder und Selbstmörder darf Charlie nicht im örtlichen Friedhof begraben werden. Sein Bruder Ned zimmert einen Sarg und beerdigt Charlie an der Friedhofsmauer. Am nächsten Morgen ist sein Grab mit Blumen überhäuft. Aus Gram stirbt Ned sieben Wochen nach Charlys Tod. Er hat sich buchstäblich im Whiskey ertränkt.

Fünfzig Jahre später: Der nun erwachsene Sam bewohnt das ehemalige Haus von Charlie. Er hat nicht geheiratet und ist alleine geblieben. Die damaligen Ereignisse haben ihn zum Aussenseiter gemacht

Einfühlsam führt der Autor den Leser in die Zeit von 1948. Die Verhältnisse in den amerikanischen Südstaaten waren noch geprägt von Rassendiskriminierung und Vorurteilen. Blinder Gehorsam gegenüber der Amtskirche führte zur Ausgrenzung, ohne daß lange über Schuld oder Unschuld nachgedacht wurde. Somit konnte eine große Liebe keine Erfüllung finden. Sie mußte tragisch enden.

Ein Wildes Herz ist ein packender Roman, der nachdenklich macht.