Was aus Liebe werden kann…

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anni1609 Avatar

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Inhalt:
Charlie Beale findet in Brownsburg, Virginia, im Jahr 1948 nach dem 2. Weltkrieg endlich wieder einen Ort, an dem er sich niederlassen möchte. Zunächst lebt er in den Tag hinein und beginnt sich an Brownsburg, und vor allem auch an seine Einwohner, zu gewöhnen.
Nach kurzer Zeit heuert er beim ortsansässigen Metzger Will Haislett an und führt ab diesem Tage fast selbstständig die Metzgerei.
Sein Leben beginnt sesshaft zu werde und er findet von Tag zu Tag mehr Gefallen am Leben.
Eines Tages begegnet er der schönen Sylvan Glass, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Sylvan ist allerdings verheiratet mit einem wesentlich älteren Mann, der sie zuvor käuflich erwarb.
Trotz aller Umstände beginnt Charlie Beale ein Verhältnis mit Sylvan, das nicht nur Positives nach sich zieht.
Beurteilung:
Robert Goolrick hat mich mit seinem Roman „Ein wildes Herz“ stark überrascht. Der Roman verläuft nicht in der Art und Weise, wie sie der Leser bei Beginn des Buches, oder auch nach Durchlesen des Klappentextes erwartet. Es handelt sich bei diesem Roman keineswegs um eine Liebesgeschichte im klassischen Sinn. Der Roman ist sehr tiefgreifend und anspruchsvoll für den Leser.
Robert Goolrick lässt den Roman von einem Ich-Erzähler in der 3. Person schildern. Zu Beginn ist diese Erzählperspektive für den Leser etwas verwirrend. Es ist nicht leicht sich in die Handlung einzufinden. Allerdings wäre es auch sehr schade, bereits am Anfang aufzugeben, da die weitere Handlung durchaus lesenswert ist. Erst am Ende des Buches eröffnet sich für den Leser die Identität des Ich-Erzählers, die für mich überraschend war.
Der Autor zeichnet die Handlungsfiguren sehr detailreich und anschaulich. Der Leser kann sich von Beginn an ein Bild der Personen machen und kann die Handlung damit näher miterleben. Die Hauptfigur stellt Charlie Beale dar, der bis zu seinem Eintreffen in Brownsburg noch nicht sehr verwöhnt wurde vom Leben. Der Autor beschreibt bildhaft, wie er sich in die Gemeinde einlebt und nach und nach aufblüht. Auch Sylvan Glass, die zweite Hauptfigur wird lebendig aufgrund der Beschreibungen des Autors. Die Symbiose zwischen Charlie und Sylvan wird glaubhaft beschrieben, der Leser empfindet stark mit.
Weitere wichtige Figuren sind die Familie Haislett, Will, Alma und Sam, die Charlie von Beginn an Zuflucht gewährt haben und stets an seiner Seite standen. Will ist der Besitzer der Metzgerei, in der Charlie arbeiten kann. Mit dem Sohn Sam, baut Charlie ein sehr enges Verhältnis auf. Er behandelt ihn wie seinen eigenen Sohn und liebt ihn entsprechend.
Robert Goolrick hat seinen Roman nicht chronologisch aufgebaut. Der Leser erhält zwischendurch Erzählungen aus der Vergangenheit. Dies dient dem Verständnis des aktuellen Geschehens.
Goolrick scheint gut über damalige Lebensweisen und Verhältnisse recherchiert zu haben. Besonders fällt dies bei der Beschreibung der Ausübung des damaligen Glaubens auf. Zudem verwendet der Autor fasst poetische, ausschmückende Sprache. Somit entstehen häufig verschachtelte Sätze und viele Ausführungen über Gedanken und Empfinden der einzelnen Handlungspersonen.
In der Handlung kommt es häufiger zu überraschenden Wendungen, die der Leser niemals in Erwägung gezogen hätte, die auch nicht zu einem „typischen“ Liebesroman passen würden. Ich würde den vorliegenden Roman eher dem Genre Drama zuordnen.
Das Buch ist im Hardcover erschieden mit Umschlag. Auf dem Umschlag befinden sich ein Klappentext und eine kurze Information über den Autor. Weitere Extras sind nicht enthalten.
Fazit:
„Ein wildes Herz“ von Robert Goolrick hat mich definitiv stark überrascht. Ich ging von einem Liebesroman aus, wurde aber eines Besseren belehrt. Ab und zu waren mir die Ausführungen des Autors zu langatmig und die Schreibweise zu stark poetisch angehaucht.
Im Großen und Ganzen empfand ich den Roman lesenswert und sah das Lesen nicht als Zeitverschwendung an.
Der Leser sollte aber nicht mit falschen Erwartungen an den Roman herangehen. Es ist definitiv keine Lektüre für zwischendurch.