Wilde Herzen

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mia-w Avatar

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Der Titel des Romans ist irreführend: Hier ist die Rede von einem wilden Herz - in Wirklichkeit ist jedoch Brownsburg, der Schauplatz des Buches, bevölkert von einer ganzen Reihe wilder Herzen. Und genau diese Fokussierung der Erzählung auf das vermeintlich einzige wilde Herz ist gleichzeitig die einzige Schwachstelle eines ansonsten großartigen, furchteinflößenden und wortgewaltigen Romans.

Zur Handlung:
Im ländlichen Virginia der späten 1940er-Jahre schlägt eines Tages ein Fremder im kleinen Städtchen Browsburg auf. Über seine Vergangenheit ist nichts bekannt. Er sucht sich Arbeit, kauft ein Haus und fügt sich - so gut es geht - in die dörfliche Gemeinschaft ein. Dann begegnet er der jungen Ehefrau des wohlhabendsten Dorfbewohners, die beiden verlieben sich und das Unheil nimmt seinen Lauf. Um nicht zuviel zu verraten, sei hier nur angedeutet, dass solche Geschichten in der Literatur gewohnheitsgemäß schlecht ausgehen - so auch hier, jedoch ist der Weg dahin und die Beschreibung der Nebenschauplätze das, was das Buch besonders macht:

Trotz einer auf den ersten Blick recht überschaubaren Handlung thematisiert der Roman viele zentrale Aspekte, die das menschliche Dasein ausmachen: Die Einsamkeit des Einzelnen in der Welt, die Verlorenheit von Kindern, die die Welt noch nicht verstehen, die immense Bedeutung von Träumen und letztlich den Mut, sich aus gesellschaftlichen Konventionen zu befreien.

Mich hat das Buch beim Lesen sehr beschäftigt und berührt. So konnte ich viele meiner Ansicht nach einseitigen Elemente sowie das aufgepropfte Ende weitestgehend ignorieren, und ein versöhnliches Fazit ziehen. Auf jeden Fall ist das Buch vier Sterne wert und ich empfehle es ausdrücklich allen Freunden von Romanen, die sich mit dem beschäftigen, was uns alle verbindet: der menschlichen Seele.