Der Sternenprinz und die Prinzessin der Morgenröte

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rwe25 Avatar

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Philippe sitzt am Bett seiner kleinen Tochter Claire und liest ihr die Gute-Nacht-Geschichte  vom Sternenprinz und der Prinzessin der Morgenröte vor. Als die Tochter fragt, wie lange er denn weg sei, sagt er: "Nur für ein paar Wochen". Hier ahnt man schon, dass er wohl nicht einfach nur auf Dienstreise geht. Gleich darauf erfährt der Leser, dass sich seine Frau von Philippe getrennt hat und er nun auch aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen soll. Da er noch keine neue Bleibe hat, streunt er nachts durch die Stadt und schläft im Auto, da kein Hotelzimmer mehr zu bekommen ist.

Philippes Leben gerät nach und nach aus den Fugen, und er landet auf der Straße – arbeits- und mittellos. Auch seine Tochter sieht er nicht mehr, und auch die täglich versprochenen Anrufe, bei denen er Claire eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen wollte, lassen nach. Er schämt sich.

Als er schon zu resignieren scheint, trifft er auf Baudelaire. Das heißt: Der Hund findet ihn. Auch die Menschen gehen nun ganz anders auf ihn zu, da jeder Baudelaire sofort ins Herz zu schließen scheint. Plötzlich ist Philippe nicht mehr allein. Mehr noch: Durch Baudelaire findet er neuen Lebensmut und versucht, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen.

Harold Cobert schreibt im typisch französischen Stil: poetisch, gefühlvoll, bildreich und einfach schön. Die Geschichte ist rührend und mitfühlend, aber auch traurig, ohne aber Mitleid heischen zu wollen. Schonungslos ist der Leser hautnah bei Philippes Abstieg dabei, ohne diesen aufhalten zu können. Die Stimmung beim Lesen wird immer bedrückender und beklemmender. Mein einziger Kritikpunkt an dieser insgesamt gefühlvoll-traurigen Geschichte: Erst wird der Titel lang nicht klar (Baudelaire taucht erst in zweiten Hälfte des Buches auf), und das Ende war mir zu abrupt und konstruiert. Da hätte sich Cobert ein paar mehr Seiten mehr Zeit nehmen sollen, um der Geschichte gerecht zu werden und sie rund abzuschließen.