Ein Winter mit Baudelaire von Harold Colbert

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silbernenadel Avatar

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Was für ein Buch!

Weitab von Sentimentalität und Gefühlsduselei erzählt dieser Roman die Geschichte von Philippe, der erst durch die Scheidung von seiner Frau den Kontakt zu seiner Tochter verliert, dann die Wohnung und die Arbeit, um schließlich auf der Straße zu landen.

Sein Absturz in die Obdachlosigkeit wird so schonungslos beschrieben, seine Verzweiflung springt den Leser regelrecht an und man wird sich bei der Lektüre plötzlich klar, wie schnell man aus seiner scheinbaren Sicherheit gerissen werden und durch die Maschen des sogenannten sozialen Netzes fallen kann.

Doch Philippe hat Glück im Unglück, denn er lernt Baudelaire kennen, einen streunenden Hund als er völlig am Ende ist und damit wendet sich sein Geschick und er kämpft sich langsam durch die bedingungslose Liebe seines Hundes und mit der Hilfe von Freunden zurück.

Was mir am besten an diesem Roman gefallen hat, war die Sprache, die Art wie Philippes Leben beschrieben wird. Eine Sprache, die zu keiner Zeit in Sentimentalitäten abgleitet, die schonungslos und klar beschreibt und doch auf eine Art poetisch bleibt, was schwer zu glauben sein mag, aber dennoch so ist. Außerdem hält einem dieser Roman auch einen Spiegel vor, denn wie gehen wir selbst mit Obdachlosen um? Registrieren wir sie bloß, schauen weg, ignorieren sie oder wechseln die Straßenseite? Oder behandeln wir sie als das was sie nun einfach sind, nämlich Menschen mit dem gleichen Anspruch auf Menschenwürde wie Menschen, die nicht auf der Straße landen?

Ich habe mich sehr über den Erhalt dieses Buches gefreut, danke an dieser Stelle noch dafür und werde Harold Colbert sicherlich weiterhin lesen, denn er hat mich als Autor sehr beeindruckt. Diesen Roman kann ich jedem nur uneingeschränkt empfehlen!