Französische Melancholie mit Tiefgang

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sarista Avatar

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Nicht viele französische Bücher finden den Weg in die deutschen Buchläden, aber die, die es auf die Besten-Listen schaffen, sind meist sehr bewegend und habe die typische französische melancholische Atmosphäre. Ein Buch dieser Art ist auch "Ein Winter mit Baudelaire". Philippe verliert seine Wohung als seine Frau ihn rausschmeißt. Er darf seine Tochter nicht mehr sehen, solange er keine Wohnung hat und auch seinen Job schmeißt er hin. Als er schließlich ganz unten angekommen ist, obdachlos in den Straßen Paris', erhält er Hilfe völlig unerwarteter Art: den Hund Baudelaire und plötzlich scheint es wieder einen Lichtblick in den kalten Pariser Straßen zu geben.

Der schwere, traurige Inhalt des Romans wird unterstützt durch den an sich sehr nüchternen Schreibstil von Harold Cobert, der jedoch immer wieder mit unerwarteten Bildern und Beschreibungen aufwartet. Die Kapitel stellen teilweise detaillierte Beschreibungen der Geschichte dar, teilweise nur kurze Gedanken von Philippe, in jedem Fall gliedern sie sich in das melancholische Gesamtbild ein.

Schreibstil und Inhalt haben mich wirklich überzeugt. Es war ein sehr bewegender Roman, der zugleich ein erschreckend realistisches Bild der Pariser Gesellschaft zeigt. Leider gibt es im Mittelteil einige hastige Entwicklungen und der gesamte Wiederaufstieg in die Gesellschaft war mir zu unrealistisch und teilweise sogar kitschig. Trotzdem kann ich das Buch jedem empfehlen, der an französischer Literatur generell oder dem Roman "Die Eleganz des Igels" im speziellen Gefallen gefunden hat.