Obdachlos in Paris

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Ein letztes Mal erzählt Phillipe seiner sechsjährigen Tochter abends vor dem Einschlafen das Märchen vom Sternenprinz und der Prinzessin der Morgenröte. Dann nimmt er seine Sachen, übergibt seiner Ex-Frau die Schlüssel und verlässt die Wohnung. Sie setzt ihn vor die Tür, obwohl er noch keine neue Wohnung gefunden hat. Ziellos fährt er durch die Straßen von Paris, findet kein Hotel und übernachtet schließlich im Auto, bis er am nächsten Morgen ins Büro kann. Danach haust er in heruntergekommenen Hotelzimmern, bemüht sich, eine Wohnung zu finden und gleichzeitig auf der Arbeit sein Soll zu erfüllen. Abends versucht er, wie versprochen, seine kleine Tochter anzurufen um ihr eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen, doch niemand hebt ab. Als Philippe wenig später seine Arbeit verliert, beginnt ein unaufhaltsamer Abstieg. Da er selber gekündigt hat, bekommt er keine Unterstützung. Als das erste Mal der Unterhalt von seinem Konto abgebucht wird, kann er seine Unterkunft nicht mehr bezahlen: Er steht auf der Straße. 

Nach dem Titel des Buches könnte man den Eindruck bekommen, es handele sich um eine dieser rührenden Mensch-Hunde-Freundschaft Geschichten. Das ist nicht der Fall. Es geht in erster Linie um Philippes Absturz, um seine Obdachlosigkeit. Harlod Cobert beschreibt die Hoffnungslosigkeit von Philippes Situation, die Zustände in den Obdachlosenheimen, Philippes verzweifeltes Bemühen, seine Würde zu bewahren. Die Leute blicken durch ihn hindurch oder sehen betreten zur Seite. Sie hören auf, ihn als einen der Ihren, als Menschen wahrzunehmen. Erst als ein Hund neben ihm sitzt, beginnt sich das zu ändern. Und erst danach ist es ihm möglich, wieder Kontakt zu finden, Hilfe zu bekommen.

Trotz der Leichtigkeit der Sprache ist es teilweise ein sehr trauriges Buch. Cobert erzählt die Geschichte mit einem melancholischen Unterton und ohne zu viele Worte zu verwenden. Das Cover ist wirklich wunderschön, es passt perfekt zu dem Buch.

Es gibt nur wenige Bücher, die einen tatsächlich tief berühren, "Ein Winter mit Baudelaire" ist eines davon.