Vom Glück, im Unglück nicht allein zu sein

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evelynmartina Avatar

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Das Buch ist ein kurzweiliges Lesevergnügen vom Feinsten.

In kurzen Kapiteln mit aussagekräftigen Titeln schildert Harold Cobert ausdrucksstark und bildhaft den Abstieg eines Mannes ins Abseits der Gesellschaft. Der Leser begleitet Philippe auf seinem Weg nach unten, durchlebt mit ihm einsame, kalte und unwürdige Situationen im Dasein eines Heimatlosen und steht ihm wie Baudelaire bei, als er sich aus seiner Notlage zu befreien versucht. Der Text lässt sich flüssig lesen. Durch den zum Teil sehr prägnanten Sprachstil, befindet man sich inmitten des Geschehens und spürt hautnah sowohl die positive, als auch negative Atmosphäre. Die Handlung gleicht einem modernen, poetisch angehauchten Märchen mit vorhersehbarem Ende, dennoch ist sie authentisch. Sehr eindrucksvoll und treffend beschreibt der Autor die Lage der Obdachlosen: Hinter jedem steckt eine eigene Biographie, untereinander herrscht Konkurrenz und das nackte Überleben bestimmt den Tagesablauf. Zitat: _Gestern ist so wie heute und morgen ist so wie gestern_. Von der Umwelt werden sie zwar angeblickt, jedoch nicht gesehen.

Die Erzählung ist keine klassische Mensch-Tier-Geschichte. Cobert geht es in seinem Roman vielmehr darum, den Leser auf das Obdachlosen-Milieu aufmerksam zu machen und Verständnis für diese Randgruppe zu wecken. Dafür hat er laut eigenen Aussagen wochenlang recherchiert und sich unter die Clochards begeben. Er unterstützt ein neues bisher einzigartiges Pariser Projekt, das sich nicht nur um die Verwahrung gestrandeter Menschen kümmert, sondern auch effektive Hilfe anbietet.

 

Bei „Ein Winter mit Baudelaire“ handelt es sich um einen einfühlsamen, melancholischen Roman, der zum einen nachdenklich stimmt, denn keiner ist vor einem Schicksal wie dem des Protagonisten gefeit, der zum anderen aber auch ermutigt, sich aus einem schier ausweglosen Zustand herauszukämpfen.

Das Buch richtet zudem einen eindeutigen Appell an seine Leserschaft: „Schaut hin und nicht weg!“