Zwei Liebesgeschichten in einem

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marionhh Avatar

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Nach einem Schicksalsschlag versucht Kim Sanders sich umzubringen, indem sie sich in Cornwall von einer Klippe stürzt. Im letzten Moment wird sie von einer alten Frau davon abgehalten, die sie mit zu sich in ihr Cottage auf den Klippen nimmt. Die alte Frau, Janet, schließt Kim in ihr Herz und will ihr ihren Lebensmut wieder zurückgeben. Sie gibt ihr das Tagebuch einer Unbekannten und bittet Kim, es zu lesen. Dass sie selbst schwer krank ist, verschweigt sie. Als Janets Enkelsohn Dan auftaucht, ist er Kim gegenüber zunächst misstrauisch, doch dann bricht Janet zusammen und muss ins Krankenhaus, und in den Tagen des Kummers und der Sorgen um Janet rücken Dan und Kim näher zusammen, bis das Unausweichliche geschieht...

Dana Paul ist ein Pseudonym der Schriftstellerin Corina Bomann, die unter anderem mit „Die Schmetterlingsinsel“ und „Der Mondscheingarten“ bereits sehr erfolgreiche Romane abgeliefert hat. Im selbem Stil ist auch dieses Buch, eine romantische Liebesgeschichte mit einem Hauch Tragödie, dazu ein (Familien-)Geheimnis vor der romantisch-wilden Kulisse Cornwalls. Bomann schreibt gefällig und sehr eingängig, nicht besonders anspruchsvoll, jedoch sehr flüssig. Ihre Charaktere sind sympathisch, und die Geschichten gehen zu Herzen. All dies ist ein bewährtes Rezept, wie es auch bei diesem Band wieder funktioniert.

Kim ist zwar ein sympathischer Charakter, sehr empathisch und hilfsbereit, aber labil und nicht sonderlich selbstbewusst. Ihr ganzes Denken dreht sich um ihren verunglückten Freund, über den sie sich anscheinend komplett definiert und ohne den sie keinen Lebenssinn mehr sieht, obwohl er sie betrogen hat. Erst Janet und das Tagebuch, das Leandras Geschichte aus dem Jahr 1813 erzählt und aus dem Kim Janet am Krankenbett vorliest, tröstet sie und gibt ihr Kraft. Anfangs werden ihre Gedanken noch komplett von Jake beherrscht, und in Retrospektiven erlebt sie ihre Geschichte mit ihm noch einmal. Das wird erst später, als die Sorge um Janet und ihre wachsende Zuneigung zu Dan zunehmend die Handlung bestimmen, weniger, bis sie schließlich mit ihrer Vergangenheit abschließt und sich der Zukunft zuwenden kann. Auch dies geschieht aber nicht aus sich selbst heraus, sondern erneut wieder mit Hilfe von außen beziehungsweise durch die Liebe eines Mannes. Erst spät fällt ihr ein, dass sich auch ihre Familie um sie sorgt und dass sie egoistisch gehandelt hat.

Ich muss gestehen, dass mir die Figuren von Janet und Leandra viel näher kamen und ich sie viel interessanter fand und mehr über sie und ihren Zusammenhang herausfinden wollte. Die Liebesgeschichte um Kim und Dan trat für mich immer mehr in den Hintergrund. Gut fand ich die verschiedenen Einschübe, die die Handlung auflockern und die Spannung steigern. Kims Erlebnisse mit Jake heben sich durch die Kursivschrift und die Ich-Form hervor, wodurch der Leser zudem tiefe Einblicke in Kims Gefühlswelt erhält. Die Tagebucheinträge sind durch die überschriebenen Jahreszahlen erkennbar. Der Zusammenhang zwischen Janets Familie und Leandras Geschichte hätte nach meinem Ermessen gerne noch weiter ausgeweitet werden können, ich hätte gerne noch mehr über Leandra erfahren, die ein viel stärkerer Charakter ist und in einer Zeit, in der Frauen - zumal stumm – zu gehorchen hatten, ihren Willen durchsetzt und mutig ihren Weg geht.

Fazit: Ein schönes Buch, zwei Liebesgeschichten in einem auf zwei Zeitebenen und vor der romantischen Kulisse Cornwalls. Dass Bomann schreiben kann und Cornwall liebt, beweist sie einmal mehr und merkt man mit jeder Zeile. Für alle Fans des Genres wärmstens empfohlen, bietet das Buch in jedem Fall ein Abtauschen in eine andere Welt und einige Stunden gute solide Unterhaltung.