Auf der Reise zum Sehnsuchtsort

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In "Eine fast perfekte Welt" erzählt Milena Agus eine Familiengeschichte, in der alle Mitglieder auf die ein oder andere Weise auf der Suche nach einem besseren Ort sind. Vereint in der Suche werden aber auch Unterschiede und die daraus entstehenden Spannungen und Konflikte erzählt.

Besonders getrieben von dieser Sehnsucht nach einem gelobten Land ist Ester. Auf mich wirkte sie wie jemand, der sich im Hamsterrad abstrampelt. Sie läuft permanent einem diffus definierten Besseren hinterher, kommt jedoch nie an, denn wenn sie ihren jeweiligen Sehnsuchtsort erreicht, scheint sie schon etwas anderes zu wollen. Tragisch, dass es ihr sogar beim eigenen Ehemann so ging, denn "Sie liebte ihn mehr, wenn er weg war." Im Gegensatz zu Ester sieht ihre Tochter Felicita immer das Positive in der Welt um sich herum und macht jeden Ort zu einem, den sie lieben kann.

Die Sehnsucht nach einem Ort, an dem man sich vollends wohl fühlt, ist ja ein sehr universelles Thema, das wahrscheinlich bei jedem Leser* eigene Träume und Sehnsüchte hervorruft. Agus schreibt mit einer unglaublichen Intensität, schafft sehr authentische Figuren, erzählt schnörkellos aber trotzdem irgendwie poetisch, sehr emotional (typisch italienisch) und oft voller Melancholie über das traditionelle Sardinien. Ich musste mich zeitweise richtig bremsen, um dieses Buch nicht zu verschlingen, sondern es zu genießen...und am Ende vergisst man fast, dass es ein Roman ist und hat selber Sehnsucht und Lust auf eine Reise ans Meer.