Das perfekte Glück !?

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bavaria123 Avatar

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"Als Ester noch in Genua lebte, sehnte sie sich nach Sardinien zurück. Nach der wilden steinigen Landschaft und dem ursprünglichen Leben im Dorf. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat, doch die Sehnsucht ist geblieben.
Ihrer Tochter Felicita soll es da besser ergehen - und tatsächlich schafft sie sich ihren Flecken Glück. Im bunten Hafenviertel von Cagliari fertigt Felicita Schmuck aud Weggeworfenen und zieht ihren Sohn Gregorio groß. Gregorio wird Pianist, ihn zieht es in die Ferne nach New York, in die Stadt des Jazz und der Einwanderer." (Klappentext)

Die in Genua geborene Autorin Milena Agus legt hier einen Generationenroman vor. Sehr schnell erkennt man, dass sie sich auf bekannten Terrain bewegt. Sie schildert Genau und Sardinien absolut bildhaft, so hatte ich die Bucht und das Gebirge bei Genua direkt vor dem Auge, konnte fast die Wellen im Hafen von Cagliari rauschen hören. So taucht man wunderbar in die Geschichte ein.

Die Personen werden sind gut charakterisiert. Ester, die sich in eine nicht so freudvolle Verbindung mit Raffaele begibt. Deren beider Tochter Felicita, die ihr Glück in Cagliari aufzubauen versucht. Und dann Esters Enkel Gregorio, der wie sein Vater Musiker wird.

Alle sind besonders und doch sind sie sich auch ähnlich. Sie sind alle auf der Suche. Der Suche nach dem Glück. Aber gibt es das eine Glück für jeden? Ist der, der glücklich ist, dauerhaft zufrieden? Ist glücklich sein gleichbedeutend mit Glück haben?
Seite 111..."Schließlich war das Leben der Menschen nichts anderes als die Suche nach dem Glück, die sich für gewöhnlich als strapaziöse Reise entpuppte..."
Es streicht also ein durchaus poetischer, Sinn suchender Wind durch das Buch.

Und was wiederum ist perfekt? Gibt es das Perfekte überhaupt? Und wenn nicht? Dann versucht man nach etwas zu streben, das unerreichbar ist, und es wird eher unglücklich machen. Das ist dann der Wind der Melancholie, der durch die Zeilen weht.
In den Dialogen bricht dann aber auch immer wieder Humor durch, wenn auch oft schwarzer Humor.

Mit Tiefgang beschreibt Milena Agus die Träume und Hoffnungen der Generationen, aber auch die Übertragung dieser auf die nächste Generation. Sind das dann auch wirklich deren Wünsche oder sollen sie die Träume der Vorfahren erfüllen?
Wie viele Konventionen und Verpflichtungen kann man ertragen? Bewirken sie eine Art Mutlosigkeit im eigenen Leben?


"Eine fast perfekte Welt" ist ein nachdenklich machendes Buch, was aber durchaus sehr unterhaltsam ist. Gerade deshalb hätte ich es mir um ein paar Seiten länger gewünscht, damit die Fäden auch wirklich zu Ende gesponnen werden können.
Deshalb vier leuchtende Sterne von mir.